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Quoten für Komponistinnen

Von Edwin Baumgartner

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Zwei der international herzeigbarsten österreichischen Komponisten der Gegenwart sind keine Komponisten, sondern Komponistinnen, nämlich Johanna Doderer und Olga Neuwirth. Kaum ist die Begabung vorhanden, spielt das Geschlecht keine Rolle mehr, und wer meint, es würde zu wenig Alma Mahler-Werfel und Clara Schumann gespielt, möge sich Alma Mahler-Werfel und Clara Schumann anhören und, weil’s halt naheliegt, mit Gustav Mahler und Robert Schumann vergleichen. Berger wird ja auch nicht gespielt, und der hieß Theodor, war ein Mann und ein wirklicher Könner obendrein!

Nichtsdestoweniger gibt es in Österreich sozusagen die Quoten-Komponistin: Musiker und Ensembles erhalten vom Staat Prämien, wenn sie Werke von Komponistinnen aufführen. Das lassen sich die notorisch unterdotieren Spezial-Ensembles für Neue Musik nicht zweimal sagen.

Doch "gut gemeint" ist auch in diesem Fall das Gegenteil von "gut". Erstens ist es eine klare Wettbewerbsverzerrung, wenn eine vielleicht schwache Komponistin mehr Geld bringt als ein vielleicht sehr guter Komponist, denn das sichert ihr aus finanziellen Motiven die Aufführung möglicherweise auf jenem Platz, der ihm aus Gründen der Qualität zugestanden wäre.

Die wirkliche Katastrophe ist diese Regelung aber für - die Komponistinnen. Denn sie stehen im Geruch, "Quotenkomponistinnen" zu sein, aufgeführt nicht, weil sie gute Musik schreiben, sondern weil sie besser gefördert werden. Wie wenig emanzipiert muss man eigentlich sein, will man unter solchen Umständen überhaupt aufgeführt werden?