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Quoten wirken - aber noch nicht genug

Von Martina Madner

Wirtschaft
Auch der Strabag-Vorstand ist mit Klemens Haselsteiner, Alfred Watzl, Peter Krammer, Thomas Birtel, Christian Harder und Siegfried Wanker rein männlich besetzt.
© Strabag/Rudi Froese

Frauen sind Ausnahmen in Chefetagen: Die Quote brachte 27,8 Prozent Frauen in Aufsichtsräten - die für Vorstände in Banken aber wirkt nicht.


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Die gute Nachricht für Frauen: Die seit 2018 gesetzlich verankerte Quote in Aufsichtsräten erhöht den Frauenanteil. Im Dezember 2017 waren erst 19 Prozent in den Kontrollgremien der 55 vom Beratungsunternehmen EY Österreich untersuchten börsenotierten Unternehmen weiblich. Nun im Jänner 2021 sind es 27 Prozent.

Helen Pelzmann, Partnerin bei EY-Law und für die Initiative "Women. Fast Forward" verantwortlich, freut sich über die "positiven Auswirkungen" des Gesetzes: "Das Festschreiben von Diversität im Corporate Governance Kodex davor hat kaum Wirkung." Die Quote strahle sogar auf jene aus, für die sie nicht gilt. Das Ziel, 30 Prozent Frauen über Neubesetzungen im Aufsichtsrat zu erreichen, müssen nur Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten, mit mehr als sechs Personen als Kapitalvertretung und mit einem Frauenanteil in der Gesamtbelegschaft von mehr als 20 Prozent erreichen. "Es ist auch eine Imagefrage: Als modernes Unternehmen kann ich mich heute eigentlich nicht mehr als reiner Boys Club präsentieren."

Weniger erfreulich ist allerdings: Auf der Vorstandsebene derselben Unternehmen tut sich wenig: Seit Dezember 2017 sind zwar vier Frauen dazu gekommen. Mit 15 von 190 Personen sind aber nur 7,9 Prozent der Vorstandsposten weiblich besetzt.

Rein männliche Vorstände

In Deutschland wurde Anfang des Jahres ein Gesetz über eine verpflichtende Beteiligung von Frauen im Vorstand beschlossen. Sofern ein Unternehmen vier oder mehr Vorstandsposten und mehr als 2.000 Beschäftigte hat und bei dem die Vertretung im Aufsichtsrat paritätisch besetzt sein muss, muss einer der Posten im vier-, fünf- oder auch zehnköpfigen Vorstand zumindest einer Frau gehören.

In Österreich gilt diese Vorgabe für den Vorstand nicht. EY Österreich analysierte, dass sie nur fünf von 21 Unternehmen, die ein solches Gesetz wie in Deutschland betreffen würde, erfüllen würden. Mit der deutschen Regelung würden 16 Frauen zusätzlich in die Vorstände einziehen. So aber kommen 75 Prozent der Vorstände - beispielsweise bei Agrana, Uniqua, Lenzing, Voestalpine oder Andritz - ohne eine einzige Frau aus. Auch in der Strabag ist der Sechser-Vorstand mit Klemens Haselsteiner, Alfred Watzl, Peter Krammer, Thomas Birtel, Christian Harder und Siegfried Wanker rein männlich. "Vorstände der Strabag werden bei uns vor allem intern rekrutiert. Wir streben eine Erhöhung der allgemeinen Frauenquote an, damit langfristig mehr in den Vorstand einziehen", erläutert die Konzernkommunikationsleiterin Marianne Jakl. Da gibt es noch Einiges zu tun: Im Strabag-Management gibt es neun Prozent Frauen, in der Belegschaft insgesamt 17. Die Aufsichtsratquote gilt für den Baukonzern - weil weniger als 20 Prozent Frauenanteil im Personal - deshalb nicht. Trotzdem steht die Strabag da gut da: "Wir haben seit 2020 drei weibliche Aufsichtsratsmitglieder, das ergibt eine Quote von 27 Prozent", sagt Jakl.

Quote ist nicht gleich Quote

Besser steht die Vienna Insurance Group mit Elisabeth Stadler als Generaldirektorin und Liane Hirner als Finanzvorständin, allerdings sechs weiteren sechs männlichen Vorstandsmitgliedern da. Im Vorstand der Bawag und Raiffeisen Bank International ist keine Frau. Die Finanzbranche insgesamt schneidet deshalb laut EY-Erhebung mit 7,4 Prozent weiblichen Vorstandsmitgliedern auch nicht besser ab als börsennotierte Konzerne insgesamt.

Dabei sind Kreditinstitute seit Basel III und der Umsetzung im österreichischen Bankwesengesetz seit 2014 zu Quoten für die "unterrepräsentierte Geschlechtergruppe" nicht nur im Aufsichtsrat, sondern auch im Vorstand verpflichtet.

Der Erfolg dieser Quote ist laut "Frauen.Management.Report" der Arbeiterkammer vom Februar 2020 bescheiden: 12,2 Prozent der Geschäftsführungen im Finanzwesen war weiblich, obwohl 54,3 Prozent der 73.200 Bank-Beschäftigten Frauen sind. Autorin Christina Wieser erklärt warum: "Da keine Sanktionen daran geknüpft sind, fehlt die Verbindlichkeit." Die Kreditinstitute müssen zwar öffentlich bekannt geben, dass sie eine Quote haben, nicht aber, wie hoch sie ist. Das Ziel kann damit auch niedriger sein als die 30 Prozent in Aufsichtsräten.