Bangen der Wirtschaftskammer Österreich um rund fünf Millionen Euro. | Insolvenzverwalter ortet merkwürdige Abrechnungen bei R-Quadrat. | Wien. Im Insolvenzverfahren der R-Quadrat Capital Alpha, die einen Bauchladen an Immobilien im In- und Ausland mit der Ausgabe von Anleihen finanzierte, tauchen einige Ungereimtheiten auf.
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"Es ist eine etwas merkwürdige Abrechnung gepflogen worden", sagt der renommierte Wiener Anwalt Richard Proksch, Insolvenzverwalter dieser 39-Millionen-Euro-Pleitefirma. "Ich habe den Herrschaften bereits gesagt, dass ich die angemeldete Forderung an Management Fees so nicht akzeptiere. Die Abrechnungen der vergangenen Jahre kann ich nicht nachvollziehen." Nachsatz: "Ich bin gerade dabei aufzuarbeiten, wie viel Geld ich zurückhaben will und nicht wie viel ich zahlen möchte." Laut Proksch könne man angesichts der heutigen Lage nicht von einem "erfolgreichen Immobilienmanagement" sprechen. Zum Teil stellt er die Gebührenverrechnung aufgrund der negativen Leistung überhaupt in Frage. "Man hat mit einer Präpotenz sondergleichen Geld abgezockt", behauptet der Insolvenzverwalter.
In Wien laufen dieFäden zusammen
Die offenen Management-Gebühren (1,07 Millionen Euro) fordert die Magnat Asset Management, die wie R-Quadrat zur Gruppe der deutschen börsennotierten Magnat Real Estate AG zählt. In Wien schließt sich der personelle Kreis.
Denn bei Magnat in Frankfurt ist der Wiener Immobilien-Entwickler Friedrich Lind Aufsichtsrat, auch als Prokurist scheint er auf. Die österreichische Schaltzentrale des Firmenkonglomerats Magnat-R-Quadrat-Metis um Lind und Co. soll im Palais Rohan in der Wiener Praterstraße ansiedelt sein. Lind war Mitte der 1990er Jahre Mastermind der umstrittenen Residenz Realbesitz AG und später auch "Entscheidungsträger" bei der IMB-VCH-Gruppe.
Letztere geriet durch eine Gewinnschein-Konstruktion rund um die Schulden des Ex-Libro Bosses André Rettberg in die Schlagzeilen. Lind selbst hat eine Forderung aus der Anleihe in Höhe von 60.000 Euro im Insolvenzverfahren angemeldet.
Neben anderen Finanzvermittlern hat die frühere IMB Vermögensberatung die Anleihen der R-Quadrat Capital Alpha unter die Leute gebracht. Über die IMB investierte der Pensionsfonds der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) 1,21 Millionen Euro und die Pensionskasse der WKO 4,17 Millionen Euro in diese Teilschuldverschreibungen.
Die WKO befindet sich dabei in bester Gesellschaft. Die Apothekerkammer investierte rund 500.000 Euro, die Sozialversicherungspensionskasse AG 1,3 Millionen Euro, die Semper Constantia Invest 1,54 Millionen Euro und die Wirtschaftskammer Wien 4,29 Millionen Euro.
In der Wirtschaftskammer sorgt die "Geldvernichtung" - bestenfalls schauen 30 Prozent Insolvenzquote heraus - für Ärger und Vorwürfe. So wird intern kolportiert, dass die Pensionskasse eigentlich dieses Investment gar nicht tätigen hätte dürfen.
"Das Gerücht ist falsch, das stimmt nicht"
"Das Gerücht ist falsch, das stimmt nicht. Die Anleihen wurden 2005/06 im Rahmen der Anlageleitlinien und der Pensionskassenvorgaben korrekt eingekauft", sagt Josef Moser, der seit 2009 dem Pensionsfonds und der Pensionkasse der Wirtschaftskammer vorsteht. Mit seinem Amtsantritt wollte Moser "diese Leichen im Keller" los werden, doch nach der Immobilienkrise 2008 gab es keinen Markt mehr für diese Papiere. "Ich versuche jetzt den Schutt wegzuräumen", sagt Moser. "Wir haben unsere Forderungen im Insolvenzverfahren angemeldet."
Liegenschaft in Kärnten ist kontaminiert
Indes rechnet Insolvenzverwalter Proksch damit, dass das angemeldete Sanierungsverfahren in ein Konkursverfahren münden wird. Damit dürfte auch aus der 30-prozentigen Quote nichts werden.
Proksch hat ein Gutachten zur R-Quadrat-Liegenschaft Euro Nova im Kärntner Arnoldstein in Auftrag gegeben. "Das vorliegende Gutachten ist unbrauchbar, weil die Liegenschaft kontaminiert ist, da war die Bleiberger Union drauf", sagt der Insolvenzverwalter. Das Grundstück soll demnach 18,5 Millionen Euro wert sein, davon müssen freilich die Kosten für die Dekontaminierung abgezogen werden. Proksch beanstandet, dass die bezahlten Management-Gebühren vom vollen Schätzwert berechnet worden sein sollen.