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Rabatte oder doch Traumautos?

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Ein "durchwachsenes Jahr" hat die Automobilindustrie hinter sich - und auch heuer bleibt es "heavy". So weit sind sich die bei der ersten großen Automobilausstellung des Jahres in Detroit versammelten Branchengrößen einig. Die Rezepte für den Weg aus der Krise sind aber nur an der Oberfläche ähnlich - immer größere, schnellere, variablere Fahrzeuge. Trotz der flauen Konjunktur haben die US-Bürger im vergangenen Jahr so viele Autos gekauft wie selten zuvor. Mit 16,8 Mill. verkaufter Fahrzeuge erreichte der US-Autohandel das viertbeste Ergebnis seiner Geschichte - im Vorjahr waren mit | 17,2 Mill. nur 2% mehr Autos verkauft worden. Der harte Kampf um Marktanteile mit Niedrigstpreisen und zinsfreien Finanzierungen bescherte allerdings ein "Wachstum | ohne Profite" - Europäer und Japaner legten weiter zu.


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Der amerikanische Autohersteller Chrysler bleibt bei seiner Zurückhaltung gegenüber Rabatten und anderen Kaufanreizen für die Autokäufer in den USA. Qualität und höhere Produktivität sollen 2003 den Weg für einen Betriebsgewinn von 2 Mrd. Dollar (1,92 Mrd. Euro) ebnen. Dagegen kündigte Ford ein neues Rabatt-Programm an und zog damit mit dem Konkurrenten General Motors gleich, der in dem seit zwei Jahren laufende Peiskampf bisher Siweger blieb.

Trotz der Zurückhaltung bei Kaufanreizen will die DaimlerChrysler-Tochter heuer ihren Marktanteil in den USA um 0,5% ausbauen. Dazu beitragen sollen neue Modelle wie der "Pacifica" und das Sport-Coupe "Crossfire", die die angestammte Marke Chrysler wieder stärken sollen. Im abgelaufenen Jahr hatte Chrysler bei einem dreiprozentigen Absatzrückgang in den USA einen Marktanteil von 13,1% erreicht und damit sein Ziel von 14% verfehlt.

Chrysler hatte in den vergangenen Jahren stark unter einer Reihe von Rückrufaktionen und dem Ruf schlecht verarbeiteter Autos gelitten. Nun habe sich die Qualitätsoffensive ausgezahlt, sagte Chrysler-Chef Dieter Zetsche. 2002 seien die Garantiekosten im ersten Modelljahr um 21% gesunken. Dies wolle er 2003 wiederholen. Innerhalb von vier bis fünf Jahren will Chrysler mit den weiterhin als vorbildhaft geltenden Japenern gleich ziehen.

Ford - der Konzern feiert heuer seinen 100. Geburtstag und setzt auf Revivals wie den neuen Mustang - kündigte ebenfalls ein neues Rabatt-Programm mit Nachlässen bis zu 3.000 Dollar pro Auto an.

Der weltgrößte Autokonzern GM will seinen verbrauchsbewussten Kunden darüber hinaus ab diesem Jahr eine Option zum Benzinsparen bieten und den US-Automarkt für Hybrid- und Dieselfahrzeuge testen. Bis 2007 will das Unternehmen mindestens sieben Autos mit Benzin- und Elektroantrieb (Hybrid-Antrieb) anbieten. Fahrzeuge mit derartigen Antrieben verbrauchen nach Angaben des Unternehmens zwischen 15 und 50% weniger Kraftstoff als herkömmliche Autos. Allerdings seien sie teurer als Wagen mit Benzinmotoren. Elektromotoren und Batterien schlügen mit Mehrkosten von 1.000 bis 5.000 Dollar pro Auto zu Buche, sagte er. Ebenfalls in dem Bemühen, den Verbrauch zu drosseln, prüft der Konzern, vor allem Geländewagen mit Dieselmotoren auszustatten. Das US-Gesetz zur Reinhaltung der Luft könnte allerdings einen weit verbreiteten Einsatz von Dieselmotoren verhindern.

Europäer und Japaner konnten im Vorjahr Rückgänge auf den Heimmärkten - in Japan gut 2% weniger - vor allem in den USA kompensieren - und wollen mit einem Modellfeuerwerk heuer wieder an diesen Erfolg anschließen. Allein die Deutschen ziehen mit nicht weniger als 73 neuen Modellen ins "Kampfjahr" 2003 - immerhin werden bereits derzeit nicht weniger als 71% aller deutschen Autos auf fremden Märkten verkauft.