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Rachida Dati: "Ich war nie weg"

Von WZ-Korrespondentin Birgit Holzer

Politik

Gegen ihren Willen EU-Abgeordnete, mischt Dati nun wieder in Paris mit.


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Nicolas Sarkozy machte sie 2007 zur ersten Justizministerin mit Migrationshintergrund und einem Symbol für seine Politik der Vielfalt und der Öffnung. Zwei Jahre später änderte er seine Prioritäten - Rachida Dati schied aus der Regierung aus und wurde gegen ihren Willen EU-Abgeordnete. Dennoch engagiert sie sich im Wahlkampf nun wieder für den Präsidenten, der einer letzten Umfrage zufolge sogar schon im ersten Wahldurchgang seinen sozialistischen Rivalen François Hollande mit 29,5 Prozent zu 27,5 Prozent der Stimmen besiegen würde.

"Wiener Zeitung": Warum sind Sie nach einer Zeit der Entfremdung zur Präsidentschaftskampagne zurückgekehrt, noch
dazu in die vordere Reihe neben Nicolas Sarkozy?Rachida Dati: Ich bin nicht zurückgekehrt, denn ich war nie weg. Ich bin eine politische Abgeordnete. Genauso wie als Beraterin von Nicolas Sarkozy in seiner Zeit als Innenminister und vor fünf Jahren als Wahlkampfsprecherin, engagiere ich mich auch heute wieder an seiner Seite. Er hat mich darum gebeten, ihn best möglich zu unterstützen. Wir sehen uns fast täglich bei Auftritten, Besprechungen und Interviews. Ich kümmere mich um Themen wie Einwanderung, Familie und Schule.

Bringen die Attentate von Toulouse eine Wende im Wahlkampf, der genau diese Themen zu Schwerpunkten macht?

Nein, die Themen innere Sicherheit, Immigration und Integration sind schon immer wichtig gewesen. Auch wenn die Ereignisse in Toulouse sie vielleicht noch mehr in den Vordergrund gestellt haben.

Wenn Sie einen Vergleich zur Kampagne vor fünf Jahren ziehen - was ist diesmal anders?

Im Gegensatz zu 2007 muss Sarkozy heute seine Bilanz erklären. Man darf dabei nicht vergessen, dass wir schwere Krisen in diesen vergangenen Jahren hatten. Ich glaube, er wird gegen einen sozialistischen Kandidaten François Hollande überzeugen, der einer Ideologie der alten Linken nachhängt und keine Ideen hat. Er wird allein vom Anti-Sarkozysmus getragen.

Sie sind als Tochter eines Marokkaners und einer Algerierin mit elf Geschwistern in einfachen Verhältnissen aufgewachsen - kein klassischer Ausgangspunkt für eine politische Karriere. Dass Sie 2007 die erste Justizministerin mit Migrationshintergrund wurden, sorgte für Aufsehen. Fühlen Sie sich manchmal in eine Schublade geschoben?

Nein, das stört mich nicht - ich brauche meine Herkunft ja nicht zu verleugnen. Man kann offen über diese Themen reden, ohne dass man sich Rassismus vorwerfen lassen muss. Mein Weg ist untypisch, aber ich wollte immer etwas bewegen und Nicolas Sarkozys Vorstellung von Sicherheit und Gerechtigkeit haben mich in die Politik gebracht. Meine Nominierung stand auch für seine Politik der Öffnung: Frankreich in all seiner Vielfalt sollte durch die politische Klasse repräsentiert werden. Es war eine Botschaft: Wer arbeitet und an sich glaubt, kann alles schaffen. Ich erhalte oft Briefe von jungen Leuten, viele aus den sozial benachteiligten Vorstädten und mit familiären Wurzeln außerhalb Frankreichs, die sich durch mein Vorbild ermutigt fühlen. Ich unterstütze eine Politik der Anreize, beispielsweise durch Ausbildungshilfen. Das Kriterium darf aber nicht die ethnische Herkunft sein, sondern die soziale.

Wie steht es um die Gleichberechtigung der Frauen? Was halten Sie von Frauen-Quoten?

Ich war lange gegen eine Frauenquote in der Wirtschaft, aber man hat gesehen, dass nur guter Wille nicht weiterbringt. Dass es nicht genug qualifizierte Frauen gibt, ist ein Argument der Männer. Gegen solche Vorurteile zu kämpfen und sich immer rechtfertigen zu müssen, kostet sehr viel Energie. Außerdem ist die Politik ein Beruf, der sich für eine Frau nur sehr schwer mit einer Familie vereinbaren lässt. Das liegt an den ungünstigen Arbeitszeiten und den fehlenden Betreuungsmöglichkeiten.

Sie selbst sind als alleinerziehende Mutter einer dreijährigen Tochter ein gutes Beispiel dafür. Vier Tage nach der Geburt waren Sie zurück im Büro. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?

Mit guter Organisation. Ich bin häufig unterwegs, habe Veranstaltungen am Abend oder am Wochenende. Als Bürgermeisterin des siebten Stadtbezirks von Paris muss ich oft samstags bei Trauungen sein. Aber ich versuche, meine Tochter Zohra so oft wie möglich zu sehen, wenn sie nicht im Kindergarten ist, und natürlich in den Ferien.

Sie haben Premierminister François Fillon, einen Parteifreund, der sich bei den Parlamentswahlen im Juni für denselben Bezirk wie Sie aufstellen lassen will, scharf und öffentlich kritisiert. Seit Ihrer Annäherung an Sarkozy wurde Ihre Kritik leiser. Ist der Konflikt beigelegt?

Ich bin weiterhin Kandidatin.