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Radio mit Ballaststoffen

Von Gerald Schmickl

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Als einer der (mittlerweile vielen) FM4-Flüchtlinge, die mit massierten Hiphop-Attacken von der Frequenz des einstigen "Blue Danube Radio" vertrieben wurden, streunt man nun etwas ziellos durch

den Vormittag. Wer nicht bei Privaten andockt (und von einem vergleichbaren Hitsender zum nächsten taumelt) oder seine Bedürfnisse auf "Radio Wien" herunterschraubt, landet fast zwangsläufig auf

Österreich 1.

Beim "Pasticcio" wird man musikalisch stets zuvorkommend bedient und hat · im Gegensatz zu FM4 · kaum morgendliche Herzrhythmusstörungen oder rasenden Puls zu befürchten. Beim "Radiokolleg" ab 9.05

Uhr ist es freilich schon sehr vom Thema abhängig, ob man den radiophonen Volkshochschulkursen beiwohnt. Hie und da finden zwar auch in diese Enklave des kreuzbraven Bildungsradios avancierte (O-)Ton-

und Feature-Techniken Eingang (wie etwa letzte Woche, als jeweils eine Viertelstunde lang Probleme im heutigen Flugverkehr direkt aus dem Cockpit heraus erörtert wurden), doch meist überwiegen

Wortspenden diverser Hochschullehrer zu globalen Sachthemen · pädagogischer Belehrungsfunk mit einem hohen Ballaststoffgehalt an Worthülsenfrüchten.

Erfreulich informativ und kurzweilig hingegen ist freitags um die gleiche Zeit das Sachbuchmagazin "Kontext", das zwar auch mit einfachen Mitteln arbeitet (gelesene Rezensionen, Autorengespräche,

manchmal · wie zuletzt in der 250.Sendung · auch ein Streitgespräch), diese aber effektiv und unaufdringlich einsetzt. Und für körperliche Bewegung sorgt sie auch: Letzte Woche bin ich nach der

Sendung schnurstracks in die nächste Buchhandlung marschiert.