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Lehrer stimmten gegen Schulversuch. | Stadtschulrat und Eltern empört. | Wien. Für Aufregung sorgt das Ergebnis einer Abstimmung im Gymnasium Rahlgasse in Wien. 62 Prozent der Lehrer sprachen sich für die Weiterführung des im September gestarteten Schulversuchs "Modulare Oberstufe" aus - eine Zwei-Drittel-Mehrheit wäre notwendig gewesen. Die Fortführung des Schulversuchs ist damit gefährdet.
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Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl ist empört. Das neue System funktioniere gut an neun Schulen in Wien. Das klassische "Sitzenbleiben" und Wiederholen einer Schulstufe entfällt damit, nachgeholt werden muss nur das negativ absolvierte Modul. Zeitungsmeldungen zur Folge, wonach Direktorin Heidi Schrodt abgesetzt worden sei, dementierte Brandsteidl am Donnerstag. Vielmehr sei es aufgrund des Krankenstands von Schrodt nötig gewesen, vorübergehend eine Stellvertreterin mit der Leitung der Schule zu betrauen. Außerdem meldete der Stadtschulrat Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Abstimmung an.
"Nachdenkpause nötig"
"Die Fragen wurden nicht als Ja- oder Nein-Variante zum Schulversuch formuliert", heißt es aus dem Stadtschulrat. Laut Schulorganisationsgesetz sind bestimmte Formalismen einzuhalten. Falls Juristen feststellen sollten, dass die Abstimmung nicht rechtmäßig war, wird diese wiederholt werden. Bis dahin setze man auf Gespräche, um ein anderes Ergebnis zu bekommen.
Auch die Lehrerschaft der Rahlgasse plädiert für eine "Nachdenkpause". "Wir stehen voll und ganz hinter unserer Direktorin", meint Lehrerin Sylvia Czuray im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die Abstimmung sei deshalb so ausgefallen, weil tatsächlich viel schief gelaufen sei, meint sie. "Es gibt viele Kinderkrankheiten, aber wir sind bemüht, einen Kompromiss zu finden."
"Viele Eltern haben ihre Kinder nur deshalb in die Rahlgasse gegeben, weil es dort ein modulares System gibt", betont Brandsteidl. Sollte es bei diesem Ergebnis der Abstimmung bleiben, wird es für die nächsten sechsten Klassen kein modulares System mehr geben. Dann müssten die Eltern ihre Kinder in eine andere Schule geben. Die Schule sei jedoch für die Schüler da und nicht umgekehrt, meint Brandsteidl.