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Die einen nennen es Risikokapital, die anderen Chancenkapital. Gemeint ist jenes Geld, das nicht börsenotierten Unternehmen von finanzkräftigen Investoren in Form von Beteiligungen zur Verfügung gestellt wird. Anders als in Gesamteuropa wurden in Österreich im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr Mittel für Beteiligungskapital - man spricht auch von Private Equity und Venture Capital - als 2001 aufgebracht.
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Das Volumen wuchs um fast 30% von 138 Mill. auf 177 Mill. Euro, die Investitionen waren mit 147 Mill. Euro nahezu genau so hoch wie 2001. Die bisherigen Höchststände des Jahres 2000 (235 Mill. Euro Fundraising, 163 Mill. Euro Investitionen) wurde jedoch weiterhin nicht übertroffen.
Mit dem Andauern der Finanzmarktkrise gestaltet sich für Investoren auch der Ausstieg aus Beteiligungen problematisch. "Die Exit-Kanäle sind zu. Es ist sehr schwierig, lukrative Veräußerungen zu tätigen", berichtet Thomas Lenzinger, Geschäftsführer von Go Equity, einer der führenden Private-Equity-Gesellschaften in Österreich, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Dennoch ist das Entwicklungspotenzial weiterhin groß. Zahlreiche KMU benötigen Risikokapital, um expandieren und ihre innovativen Produkte international vermarkten zu können. Die Dachgesellschaft der österreichischen Beteiligungskapitalindustrie, AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation) - sie zählt derzeit 23 ordentliche Mitglieder - setzt sich verstärkt dafür ein, dass in Österreich durch ein eigenständiges Gesetz international vorbildliche Rahmenbedingungen für Private Equity und Venture Capital geschaffen werden.
In Österreich werde Private Equity ausschließlich über Mittelstandsfinanzierungs-Aktiengesellschaften gefördert, berichtet AVCO-Geschäftsführer Thomas Jud. International hätten sich jedoch "limited partnerships", deren österreichische Pendants die Kommanditgesellschaften (KGs) darstellen, als das bessere Fondsvehikel herauskristallisiert. Von den Vorteilen will die AVCO nun den Finanzminister überzeugen. "Die Veranlagungsvorschriften für institutionelle Investoren sind extrem stark auf Börsenprodukte zugeschnitten", spricht Jud einen weiteren Punkt an. Hier sei eine Lockerung vonnöten.
Über einen Risikokapitalgeber freut sich unterdessen die Salzburger ACE Trade AG. Sie wird von der Invest Unternehmensbeteiligungs AG, einer Tochter der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, bei der Expansion unterstützt. ACE Trade erzeugt "All Terrain Vehicles" (ATV) genannte Geländefahrzeuge und will ein europaweites Händlernetz aufbauen. Die Oberösterreicher haben 1,2 Mill. Euro in das Unternehmen eingebracht.
Stichwort Beteiligungskapital
Unter Private Equity versteht man die Vergabe von Beteiligungskapital an nicht börsenotierte Unternehmen. Von Ven-ture Capital, einer Spezialform von Private Equity, ist die Rede, wenn es sich um die Finanzierung von jungen, in ihren Businessplänen riskanten Firmen handelt. Mit Private Equity und Venture Capital wird die Gründung, Expansion und Internationalisierung wachstumsorientierter KMU und in der Folge die rasche Umsetzung von neuen Forschungsergebnissen, die Vermarktung und Verbreitung von Innovationen sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen ermöglicht. Auch Nachfolgelösungen v.a. mittlerer Betriebe gehören dazu.
In Österreich gab es bereits in den 80er Jahren erste Ansätze für Private Equity und Venture Capital, aber erst Mitte der 90er bildete sich eine eigene Branche heraus.