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Raiffeisen-Aktie verharrt am Boden

Von Karl Leban und Marina Delcheva

Wirtschaft

Der Jahresverlust, den die RBI nun erwartet, wird ihr Eigenkapital schrumpfen lassen. | Mögliche Probleme stellt die Bank in Abrede, beim laufenden EZB-Stresstest wird die Gewinnwarnung aber nicht ignoriert.


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Wien. Mit dem Aktienkurs der Raiffeisen Bank International (RBI) ging es am Dienstag nach einer Gewinnwarnung steil bergab - um zehn Prozent. Mehr als eine halbe Milliarde Euro Börsenwert löste sich dabei in Luft auf. Am Mittwoch konnte die Talfahrt der Aktie vorerst gestoppt werden, sie verharrte allerdings bei 17,80 Euro nahe dem Jahrestief.

Analysten mehrerer internationaler Bankhäuser wie Commerzbank, JP Morgan oder UBS haben unterdessen ihre Schätzungen für das RBI-Ergebnis angepasst und ihre Kursziele zum Teil deutlich gesenkt. Empfehlungen zum Verkauf des Finanztitels haben sie jedoch nicht gegeben.

Erstaunlich ist indes, dass die Aktienexperten der Schweizer Großbank UBS immer noch mit einem kleinen Gewinn für 2014 rechnen, obwohl der Vorstand der RBI tags zuvor wegen Problemen in der Ukraine und Ungarn einen Verlust von 50 bis 500 Millionen Euro angekündigt hat. Eine Begründung dafür lieferte die Bank dafür am Mittwoch nicht.

Kapitalpolster wird kleiner

Dass bisher niemand von den Analysten die RBI-Aktie nach der Gewinnwarnung auf "Verkauf" gesetzt hat, deutet auch darauf hin, dass für das Institut keine Kapitalprobleme gesehen werden. Die RBI selbst räumt zwar ein, dass der für heuer erwartete Jahresverlust auf das Eigenkapital durchschlagen wird. Dennoch betrachtet sie sich nach ihrer 2,8 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung vom Jänner trotz Rückzahlung der Staatshilfe nach wie vor als ausreichend kapitalisiert.

Faktum bleibt, dass ihr Kapitalpolster schrumpfen wird. Zwar hätten die schmerzhaften Abschreibungen und Risikovorsorgen für die Ukraine-Tochter Aval keine Auswirkungen auf das Eigenkapital. Allerdings wird die für den gesamten Bankkonzern nach oben nivellierte Kreditvorsorge von bis zu 1,7 Milliarden Euro den Kapitalpolster ausdünnen.

Außerdem wird das geänderte Gesetz zu Fremdwährungskrediten in Ungarn das Institut rund 240 Millionen Euro kosten. Auch das wird die Kapitalquote nach unten drücken.

"Wir sehen jetzt keinen Kapitalbedarf", sagt Finanzchef Martin Grüll dennoch. Hilfreich sei, dass man demnächst als "Kreditinstitutsgruppe" anerkannt werde. Dazu habe man von der Finanzmarktaufsicht bereits ein positives Gutachten in Händen. Sobald es das offizielle Okay gebe, könne sich die Raiffeisen Zentralbank (RZB) einen größeren Anteil am Eigenkapital ihrer Tochter RBI anrechnen lassen. Insidern zufolge könnte sich das in einem Milliardenbetrag niederschlagen. Bei der RBI selbst lag die harte Kernkapitalquote zur Jahresmitte bei 12,1 Prozent. Das sei das Dreifache der derzeit geltenden gesetzlichen Vorgabe, wie Bankchef Karl Sevelda im August bei der Halbjahrespressekonferenz erklärt hatte.

Trotz des RBI-Verlusts sind die Giebelkreuzer überzeugt, den gerade laufenden Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) zu bestehen. Die RBI wird zwar nicht direkt geprüft, aber über ihre Mutter RZB. Ebenfalls auf dem Prüfstand stehen aus dem Raiffeisen-Reich die beiden größten Landesbanken, die RLB Niederösterreich-Wien und die RLB Oberösterreich. Ob die Bankenaufsicht in Österreich nach der Ankündigung des RBI-Verlusts, der den gesamten Raiffeisen-Sektor erschüttern wird, nun nervös geworden ist? "Kein Kommentar - wir sagen zum Stresstest derzeit keine Silbe", hieß es am Mittwoch in der Nationalbank, die ebenfalls Aufsichtsagenden wahrnimmt.

Klar ist freilich, dass die EZB-Prüfer die jetzige Gewinnwarnung nicht ignorieren können. "Die wird jetzt sehr wohl noch im Test berücksichtigt werden", sagte ein Insider zur "Wiener Zeitung". Die Ergebnisse des europaweiten Stresstests sollen nach Informationen der "Wiener Zeitung" nun erst am 26. Oktober veröffentlicht werden (Finanzminister Hans Jörg Schelling war zuletzt vom 17. Oktober ausgegangen).

Zusätzlich wird das RBI-Jahresergebnis vor allem von der österreichischen Bankenabgabe belastet. Laut RBI kann die heurige Verlustsituation auch noch zu Veränderungen bei den latenten Steuerforderungen in Österreich führen.

Raikas schweigen zur Krise

In den kleinen Raiffeisenkassen herrscht nach der jüngsten Hiobsbotschaft betretenes Schweigen. Niemand wollte sich am Mittwoch zur RBI-Gewinnwarnung und den Konsequenzen äußern. Für den Finanzwissenschafter Stefan Pichler kam die Verlustmeldung nicht ganz so überraschend. "Die Auswirkungen der Ukraine-Krise hat es vorher schon gegeben. Die Rating-Agenturen haben auch schon darauf Bezug genommen", sagt er zur "Wiener Zeitung". Deshalb glaubt er nicht, dass die Gewinnwarnung besondere Effekte auf den Banksektor haben wird. Pichler glaubt auch, dass sich die RBI wegen der Ukraine-Krise künftig auf stabilere Märkte, etwa Polen oder Tschechien, konzentriert. Die sind aber kleiner als Russland und die Ukraine. Bisher war Russland der lukrativste RBI-Markt.