)
30% staatliche Prämie bekommen in Rumänien die künftigen Bausparerinnen und Bausparer - allerdings bei einer verhältnismäßig hohen Inflationsrate (2003: 15,1%). Bei der Einführung des Bausparens orientiert sich das südosteuropäische Land an Österreich und Deutschland. Als erste rumänische Bausparkasse nimmt die Raiffeisen Banca pentru Locuinte S.A. Mitte Mai 2004 in Bukarest ihre operative Tätigkeit auf.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Eigentümer der neu gegründeten Bausparkasse sind zu je einem Drittel die österreichische Raiffeisen Bausparkasse, die Raiffeisen Bank Rumänien, ein Tochterunternehmen der RZB, und die deutsche Bausparkasse Schwäbisch Hall.
Der Generaldirektor der Raiffeisen Bausparkasse, Erich Rainbacher, sieht ein großes Potenzial in dem 22-Millionen-Einwohner-Land. Er schätzt, dass in zehn Jahren etwa die Hälfte der rumänischen Bevölkerung einen Bausparvertrag abgeschlossen haben wird. Rainbacher stützt sich dabei auf Erfahrungen mit Tschechien. "Wir sind dort 1993 eingestiegen, heute gibt es dort schon 6 Mill. Bausparverträge bei 10 Millionen Einwohnern", sagte Rainbacher im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Zum Vergleich: Die fünf österreichischen Bausparkassen haben derzeit rund 5,1 Mill. Verträge in ihren Beständen. Heuer will Raiffeisen in Rumänien bereits auf 80.000 Verträge kommen.
Der Staat ist bei der Bausparförderung großzügig: Als Ausgleich für die hohe Inflationsrate - 2003 stiegen die Verbraucherpreise um 15,1% - wird eine Prämie von 30% gezahlt. Pro Person und Jahr können maximal 600 Euro prämienbegünstigt angespart werden. Die höchstmögliche Prämie beträgt demnach 180 Euro, was einem durchschnittlichen rumänischen Monatsgehalt (brutto) entspricht. Der Gesetzgeber will mit der hohen Förderung einen Impuls zum Aufbau einer Spar- und Wohnraumfinanzierungskultur setzen. Die Einlagen werden mit 3% verzinst, daraus errechnet sich ein Rendite für die Sparer von 13%.
Bisher konzentrierte sich die private Wohnraumfinanzierung in Rumänien hauptsächlich auf von Firmen organisierte Sparvereine, die auch Darlehen vergeben. Die Zinssätze für Wohnkredite von Universalbanken betragen in Rumänien bis zu 30%, sie sind daher für breite Bevölkerungsschichten unfinanzierbar. "Die Raiffeisen Banca pentru Locuinte S.A. kann daher in Zukunft mit ihrem Angebot an 6prozentigen Bauspardarlehen von einem enormen Wachstumspotenzial ausgehen", so der in der Raiffeisen Bausparkasse für den Auslandsbereich zuständige Geschäftsführer Johann Ertl.
Die Raiffeisen Bank Rumänien ist die drittgrößte Bank im Land. Sie verfügt über ein flächendeckendes Netz von fast 200 Filialen und betreut mehr als eine Million Privatkunden. Mit der Bausparkasse Schwäbisch Hall kooperiert die Raiffeisen Bausparkasse bereits seit 1992 erfolgreich in der Slowakei. Die Prva stavebna sporitelna ist dort seit Jahren mit einem Marktanteil von 85% der absolute Leader im Bausparsektor. Nach der Slowakei, Tschechien und Kroatien ist Rumänien nun das vierte Land, in das die Raiffeisen Bausparkasse die Bausparidee exportiert. Die Raiffeisen Banca pentru Locuinte soll in drei Jahren den break-even erreichen. Das Institut wird wahrscheinlich nicht mehr lange alleiniger Anbieter sein. "Wir wissen, dass seitens der Bayerischen Landesbank auch konkrete Überlegungen für einen Markteintritt in Rumänien da sind. Aber Konkurrenz schadet nie", sagte Rainbacher.