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Publikumsanteil künftig 21,5 Prozent. | Interesse nur an Teilen der Volksbank. | Wien. In wenigen Monaten wird Raiffeisen seinen neuen Bankriesen aus der Taufe heben. Alle Bewertungsfragen sind inzwischen geklärt. Und damit ist die Fusion der Raiffeisen Zentralbank (RZB) mit ihrer börsenotierten Ostbankenholding Raiffeisen International (RI) de facto gelaufen. Der Sanktus der Aktionäre - Anfang Juli wird in den Hauptversammlungen abgestimmt - gilt nur noch als Formsache. Mit der Eintragung in das Firmenbuch soll die Fusion dann bis Ende September perfekt sein.
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Die RI, die an der Börse durch die neue Raiffeisen Bank International (RIB) ersetzt wird, bringt laut den Gutachten externer Prüfer 7,6 Milliarden Euro auf die Waage. Bei jenen Geschäftsteilen der RZB, die in die RI eingebracht werden, sind es knapp mehr als 2 Milliarden Euro. Am Ende sei es dabei noch zu kleinen Verschiebungen nach unten gekommen, räumte der designierte RIB-Chef Herbert Stepic (derzeit RI-Boss) vor der Presse am Montag ein. Der Grund: In besonders schuldengeplagten Euro-Ländern wie Griechenland, Spanien, Italien, Portugal und Irland hat Raiffeisen ein Gesamt-Obligo von mehr als 5 Milliarden Euro.
Wer wird wieviel halten?
Mit den nun abgeschlossenen Bewertungen ist auch die zukünftige RIB-Eigentümerstruktur fix: Hatte Raiffeisen bei der RI bis dato einen Kontrollanteil von 72,8 Prozent, so steigt dieser bei der Fusionsbank auf 78,5 Prozent. Der Streubesitzanteil (bei der jetzigen RI 27,2 Prozent) fällt hingegen auf 21,5 Prozent zurück.
Geplant ist, dass alle fusionsrelevanten RZB-Teile (im Wesentlichen das Großkundengeschäft im In- und Ausland) auf eine Subholding namens Cembra abgespaltet werden. Diese Holding wird dann auf die RI verschmolzen, die so auch eine Bank-Lizenz erhält. Bei der Fusion selbst wird Raiffeisen für jede Cembra-Aktie auf Basis der nun vorliegenden Bewertungen 30,7 Aktien der RIB bekommen.
Mit der Fusion, die vor allem einen breiteren Zugang zum Kapitalmarkt sowie Synergien von jährlich 60 bis 115 Millionen Euro bringen soll, machen RZB und RI die 2005 erfolgte Trennung rückgängig. Einer der Vorteile, den Stepic und RZB-Chef Walter Rothensteiner für die Streubesitzaktionäre der RI besonders hervorheben: Der Gewinn pro Aktie werde bei der RIB deutlich höher sein. Demnach wären es im ersten Quartal 1,45 Euro gegenüber 55 Cent bei der RI gewesen.
Nach wie vor kein Thema ist eine baldige Kapitalerhöhung nach der Fusion. "Mit einer Kernkapitalquote von 8,4 Prozent fühlen wir uns wohl", so RI-Finanzvorstand Martin Grüll. Eine Kapitalerhöhung käme nur dann in Frage, wenn sich ein Fenster für eine größere Akquisition auftun würde, betonte Stepic. Doch im Moment sei dies nicht der Fall. Detail am Rande: Laut Stepic hätte Raiffeisen für einzelne Teile der schwer angeschlagenen Volksbank AG Interesse, aber nach wie vor nicht für die gesamte Bank.
Gewinne steigen wieder
In den ersten drei Monaten 2010 fielen die Gewinne bei RI und RZB deutlich höher aus. Grund dafür waren geringere Vorsorgen für faule Kredite und bessere Bewertungsergebnisse bei Wertpapieren. Die RI verdiente netto 100 Millionen Euro (plus 77,8 Prozent), die RZB mit 292 Millionen fast viermal so viel wie im gleichen Quartal des Vorjahres.