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Raiffeisen holt sich fast 2,8 Milliarden

Von Karl Leban

Wirtschaft

RBI-Kapitalerhöhung: Alle neuen Aktien zu je 28,50 Euro verkauft.


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Wien. Die Börse jetzt anzuzapfen, hat sich für die Raiffeisen Bank International (RBI) gelohnt. Im Zuge einer groß dimensionierten Kapitalerhöhung konnte die Bank am Mittwoch alle angebotenen Jungaktien - insgesamt 97,5 Millionen Stück - verkaufen. Der Preis für eine Aktie wurde mit 28,50 Euro festgesetzt, um mehr als sieben Prozent unter dem Börsenschlusskurs (siehe Grafik). Damit fließen brutto 2,78 Milliarden Euro in die Kassen der Osteuropa-Bank, weit mehr als die ursprünglich angepeilten 2 bis 2,25 Milliarden.

Mit dem frischen Kapital will die RBI schon bald die im Frühjahr 2009 abgerufene Staatshilfe (1,75 Milliarden Euro) zurückzahlen. Retourniert werden soll aber auch das von Privaten gezeichnete Partizipationskapital, hier geht es um 750 Millionen Euro.

Was den Erlös betrifft, ist die jetzige Emission der RBI die mit Abstand größte eines börsenotierten österreichischen Konzerns seit Ausbruch der Finanzkrise 2008. Bei den Anlegern stieß das Angebot auf große Nachfrage. Die RBI hätte locker noch mehr Aktien anbieten und sich damit auch mehr Kapital beschaffen können, hieß es am Mittwoch im Markt.

Dass die Kapitalerhöhung ohne Probleme zur Gänze platziert werden konnte, hat gute Gründe. Professionelle Investoren werfen derzeit rund um den Erdball wieder verstärkt ein Auge auf Bankaktien. Das öffnet vielen Instituten, vor allem in Europa, auch die Tür für eine Kapitalerhöhung. Für die viel geschmähte Bankenbranche zeichnet sich nun eine Renaissance an der Börse ab. Zuvor - in den Jahren nach Ausbruch der Finanzkrise - hatten viele Anleger einen großen Bogen um Bankaktien gemacht. Grund dafür waren häufige Hiobsbotschaften in Form hoher Abschreibungen auf Wertpapiere und Kredite, aber auch die schärfere Regulierung des Finanzsektors, die Ertragspotenziale eingeschränkt hat.

"Immer eine Preisfrage"

Doch mittlerweile gibt es wieder Interesse für Bankaktien. "Das ist immer eine Preisfrage", sagt Günter Hohberger, Analyst der Erste Group. "Bis Mitte 2013 waren die Aktien von Banken recht billig. Mit dem besseren Konjunkturausblick für 2014/15 musste es hier fast eine Rally geben." So hätten die Börsenkurse von Banken, die etwa in Osteuropa tätig sind, binnen sechs Monaten mehr als 20 Prozent zugelegt, merkt Hohberger dazu an. Die RBI-Aktie sei im selben Zeitraum sogar um 38 Prozent gestiegen.

Mit der anziehenden Konjunktur sollten sich die Risikovorsorgen für notleidende Kredite spürbar verringern, erklärt Hohberger im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Für die Gewinne der Banken, die sehr konjunktursensitiv sind, ist das ein großer Hebel."

Zurück zur RBI: Vorab sind alle neuen Aktien bereits verkauft - an in- und ausländische institutionelle Investoren wie zum Beispiel Fonds oder Pensionskassen. Rein formell ist die Kapitalerhöhung damit aber noch nicht abgeschlossen. Denn bestehende Aktionäre der Bank können nun ab Freitag bis voraussichtlich 7. Februar für je zwei alte RBI-Aktien, die sie besitzen, eine neue Aktie zum Fixpreis von 28,50 Euro erwerben. Sie haben Bezugsrechte, die sie voll oder zum Teil ausüben können, aber nicht müssen.

Deshalb kann es bei jenen Investoren, die sich bei der Vorabplatzierung mit Aktien eingedeckt haben, noch zu Kürzungen kommen. Denn 21,3 Prozent der platzierten Aktien unterliegen einem Vorbehalt: Sie müssen den Altaktionären der Bank weitergereicht werden, wenn diese ihren Aktienbestand aufstocken wollen.

Die Raiffeisen Zentralbank, die Mehrheitseigentümerin der RBI, will 750 Millionen Euro investieren. Da sie ihre Bezugsrechte damit jedoch nur zum Teil ausübt, wird ihr bisheriger Anteil stark verwässert werden: von 78,5 Prozent auf ungefähr 64 Prozent. Die Kontrolle der Bank bleibt jedoch bei der RZB.

Erster Handelstag für die Aktien aus der Vorabplatzierung ist der 27. Jänner. Der 11. Februar ist es für die Bezugsrechtsaktien.