RZB nach Härtetest der Aufsicht: Aktie und Verschuldungsquote unter Druck. Fusionsentscheidung im September.
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Wien. Die Ergebnisse des europäischen Banken-Stresstests haben den Aktienkurs der Raiffeisen International (RBI) unter Druck gesetzt. Am Montagmorgen sackte die Aktie kurzzeitig auf 10,6 Euro ab (siehe Grafik), um schließlich mit fast fünf Prozent Minus zu schließen. In der Nacht auf Samstag hatte die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) mit Sitz in London die Ergebnisse ihres Bankenstresstests veröffentlicht. Zwar ist keines der heimischen Institute durchgefallen, nachdem noch vor zwei Jahren die damals angeschlagene ÖVAG/Volksbanken-Gruppe die Stress-Simulation nicht bestanden hatte. Brilliert haben die geprüften RZB und Erste Group aber auch nicht.
Schwache Verschuldungsquote
Besonders für die RZB war es knapp; sie belegte den drittletzten Platz von insgesamt 51 geprüften Geldhäusern. Das Kernkapital rutschte in der Stress-Simulation auf 6,1 Prozent. Die Erste Group kam auf eine Kernkapitalquote von 8,2 Prozent .
Nicht nur beim Kernkapital, sondern auch bei der Verschuldungsquote schnitt die RZB nicht glänzend ab. Im Stresstest weist sie eine sogenannte Leverage-Ratio von 3,03 Prozent auf und kratzt dabei am aktuellen Minimum. Das bedeutet, dass die Gesamtgeschäfte der RZB einen 33fachen Hebel zur Kapitalquote haben. Das ist eine sehr hoher Wert. Ab 2018 wird das Regelwerk eine Quote von vier bis fünf Prozent vorsehen, und zwar unabhängig vom Kreditrisiko. Das bedeutet, dass die Banken Eigenkapital in der Höhe von mindestens drei Prozent ihrer Bilanzsumme und außerbilanzieller Verpflichtungen halten müssen. Die Erste Group schneidet hier mit 4,3 Prozent deutlich besser ab.
Ziel des Tests war es, einzuschätzen, wie gut die Banken für eine mögliche Rezession und ein erneutes Einbrechen der Weltwirtschaft 2016 bis 2018 gewappnet sind. Dafür wurden die Kennzahlen von Ende 2015 herangezogen. "Die Ausgangssituation mit einer Kernkapitalquote von 10,5 Prozent war sehr niedrig. Unsere Erwartungen waren daher von Anfang an gedämpft. Das von der EBA konstruierte ungünstige Szenario bezog sich auf sehr niedrige BIP-Prognosen für die Märkte in CEE und eine besonders negative NPL-Entwicklung", sagte RZB-Generaldirektor Walter Rothensteiner. Dass es die RZB besonders hart traf, liegt am Osteuropageschäft ihrer Tochter RBI, an der sie mit 61 Prozent beteiligt ist. Der Rest ist in Streubesitz.
Die Prüfer hatten für den osteuropäischen Raum weit größere BIP-Einbrüche simuliert als für den westeuropäischen Raum. Für Russland oder die Türkei wurden beispielsweise bis zu 10-prozentige BIP-Absturzannahmen getroffen. Für die Eurozone wurden hingegen BIP-Einbrüche von bis zu 6,8 Prozent bis 2018 veranschlagt.
"Der Stresstest berücksichtigt viele Maßnahmen nicht, die heuer gesetzt werden", sagt Konzern-Sprecherin Ingrid Krenn-Ditz, weil ja die Kennzahlen aus dem Jahr 2015 herangezogen wurden. Der Konzern befindet sich derzeit in einer Umbau-Phase. Viele der laufenden und bevorstehenden Maßnahmen hätten eine positive Auswirkung auf das Eigenkapital. So wird das Geschäft in der Ukraine und in Russland erheblich verkleinert. Dort musste die Bank im Zuge der Krim-Krise und der Rezession Abschreibungen verbuchen. Im Vormonat trennte sich die RBI von 17,64 Prozent ihrer Anteile der UNIQA Insurance Group. Das soll sich mit rund einem halben Prozentpunkt auf das Kernkapital niederschlagen. Beschlossen ist auch schon der Verkauf der Polen- und Slowenien-Töchter. Für die Polbank soll Raiffeisen etwa einen Verkaufspreis von 800 Millionen bis zu einer Milliarde Euro anpeilen, was ebenfalls das Kernkapital der RBI auffetten würde. Dieses soll bis 2017 auf zwölf Prozent steigen.
Widerstand gegen Fusionen
Und auch im heimischen Raiffeisen-Imperium sind eine Reihe von Umbrüchen im Laufen. Derzeit wird eine Fusion von RZB und RBI geprüft. Im September soll anhand zweier Gutachten die Entscheidung fallen, ob beide Einheiten unter ein Dach wandern. Die RZB, die selbst nicht börsennotiert ist, hält 61 Prozent an der RBI. An der RZB sind die acht Raiffeisen-Landesbanken beteiligt, wobei die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien mit 35 Prozent Haupteigentümerin ist. Die Landesbanken stehen wiederum in Besitz der 477 Raiffeisenbanken, die den 1,7 Millionen Mitgliedern gehören. Die Fusion soll das Eigenkapital um weitere 0,4 Prozentpunkte anheben.
Durch den Zusammenschluss wäre dann auch die RZB, ebenso wie die RBI, quasi börsennotiert, was wiederum den Einfluss der Landesbanken schmälern würde. Denn dann hätten im Aufsichtsrat auch die Aktionäre ein Wörtchen mitzureden, etwa bei strategischen Entscheidungen wie Zu- oder Verkäufe.
Im Gespräch waren auch Zusammenführungen der acht Landesbanken. Das sollte weitere Kostenersparnisse bringen und die Eigenkapitalanforderungen senken. Dieser Plan ist allerdings vorerst auf Eis, wegen massiven Widerstands der Landesbanken. Und ohne deren Einverständnis als Eigentümer sind Fusionen ohnehin nicht möglich.
Seit der Finanzkrise 2008 müssen große europäische Banken regelmäßig zum Stresstest antreten. Dort wird in verschiedenen Worst-Case-Szenarien durchgespielt, wie sich die finanzielle Situation der Institute verändert, wenn es zu Rezessionen oder Einbrüchen des BIP kommt. Der
Stresstest ist vor dem Hintergrund entstanden, dass möglichst kein Steuergeld mehr für Bankenrettung aufgewendet werden soll.