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Uniqa verkauft Raiffeisen-Holding Anteil an bisheriger Epamedia-Mutter.
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Wien/Bratislava. Immer wieder musste Raiffeisen frisches Geld in die hochdefizitäre Werbeplakatfirma Epamedia pumpen, in Summe 100 Millionen Euro in zwei Jahren. Nun haben die Giebelkreuzer die Reißleine gezogen: Sie verkaufen das Wiener Unternehmen, das sich mit Akquisitionen in Osteuropa überhoben hat und allein im Vorjahr 90 Millionen Euro Verlust erlitt, an die slowakische Medienholding JOJ Media House.
Zu welchem Preis die Übernahme erfolgt, wird nicht gesagt. Viel Geld dürfte aber nicht fließen, zumal Epamedia als Sanierungsfall gilt - vor allem wegen der Aktivitäten in Ungarn.
Ob Monika Lindner auch künftig noch im Chefsessel sitzt, blieb am Mittwoch unklar. Die 68-jährige Ex-ORF-Generaldirektorin, die bei Epamedia seit Herbst 2009 die Geschäfte führt, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Insider rechnen jedenfalls nicht damit, dass sie bleibt. Vor allem auch deshalb, weil Fragen rund um die Besetzung des Managements Sache des neuen Eigentümers sind. Lindner wird sich nun wohl in die Pension verabschieden, heißt es. Neben ihr war bis dato auch Wolfgang Wagner Epamedia-Geschäftsführer.
Von dem jetzigen Deal erhofft sich JOJ Media House eine Reihe von Synergie-Effekten und Chancen. Für Epamedia soll damit ein Neustart möglich sein. Hinter JOJ Media House steht als Alleineigentümer der slowakische Volkswirt, Jurist und Medienunternehmer Richard Flimel. Seine österreichische Neuerwerbung wertet der 48-Jährige als weiteren Baustein für sein Medienreich. Über seine Holding hält Flimel Beteiligungen am Fernsehsender JOJ, an Portal Plus und an Außenwerbefirmen in Tschechien und der Slowakei. Sein Ziel ist, einen "bedeutenden Medienspieler in Zentral- und Osteuropa" zu schaffen und dann allenfalls auch an die Börse zu gehen.
Mit der auf Außenwerbung spezialisierten Epamedia kauft Flimel nicht nur fast 100 Millionen Euro Umsatz zu, sondern - neben dem Headquarter in Österreich - etliche Standorte im Osten (in Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Mazedonien, Bulgarien und Rumänien). Die Gruppe hatte zuletzt knapp 400 Mitarbeiter.
Gewista schon seit längerem in ausländischer Hand
Der Verkauf der Epamedia bedeutet, dass nunmehr auch die zweite große Plakatwerbefirma in Österreich von einem ausländischen Eigentümer kontrolliert wird. Beim Konkurrenten Gewista ist das bereits seit längerem der Fall. Dort führt der französische Außenwerbekonzern JCDecaux, der 65 Prozent der Anteile hält, Regie. Rot-weiß-rote Investoren, die - Detail am Rande - seit jeher der Wiener SPÖ nahestehen, sind nur noch minderheitlich beteiligt. Übrigens: Über Raiffeisen war die von Heinrich Schuster gegründete Epamedia bisher der Einflusszone der ÖVP zuzurechnen.
Neben der Epamedia gab Raiffeisen gestern noch einen weiteren Deal bekannt. Demnach hat die börsenotierte Uniqa-Versicherung, die gerade ihr Beteiligungsportfolio "ausmistet", um sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren, ihre 25-prozentige Beteiligung an der Medicur an die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien verkauft.
Die Medicur ist eine Dachgesellschaft, unter der die Giebelkreuzer ihre Medienbeteiligungen (Werbefenster Sat.1 Österreich, "Kurier", Krone Hitradio, APA usw.) gebündelt haben. Rein formell war die Medicur-Holding bisher auch die Muttergesellschaft der Epamedia. Mit dem Zukauf stockt die Raiffeisen-Holding ihre Anteile nun auf 75 Prozent auf, die restlichen 25 Prozent werden von der RZB, der Raiffeisen Zentralbank, gehalten.
Uniqa erhöht Gewinnziel für
2012 auf 200 Millionen Euro
Die Uniqa selbst ist ebenfalls Teil des Raiffeisen-Imperiums. Wie viel sie durch den Verkauf erlöst, wollte ein Sprecher am Mittwoch unter Hinweis auf "Verschwiegenheitsklauseln" nicht sagen. Dem Vernehmen nach dürfte es sich jedoch nur um einen eher symbolischen Geldbetrag handeln. Denn die Uniqa hatte den Medicur-Anteil in ihren Büchern zuletzt radikal abgeschrieben - auf null.
In den ersten drei Quartalen hat Österreichs zweitgrößter Versicherungskonzern mehr Gewinn eingefahren als von Analysten erwartet. Vor Steuern belief sich das Ergebnis auf 152,4 Millionen Euro (nach einem Verlust von 173,8 Millionen Euro in der Vorjahresperiode wegen Griechenland-Abschreibungen und anderer Belastungen).
Für das Gesamtjahr rechnet die Uniqa nun mit rund 200 Millionen Euro Gewinn. Bisher lautete das Ziel, mehr als die 141,8 Millionen Euro des Jahres 2010 erreichen zu wollen. An ihrem zweiten Börsengang 2013 oder 2014 hält die Uniqa weiter fest.