"Wollen in Ruhe entscheiden, da sind ein paar Tage Zeit gerechtfertigt."
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Wien. Die Raiffeisen Zentralbank (RZB), die Mehrheitseigentümerin der Raiffeisen Bank International (RBI), sieht keine Notwendigkeit, "jetzt und auf der Stelle" einen Nachfolger für den am Freitag zurückgetretenen RBI-Chef Herbert Stepic zu bestimmen. "Das Leben in der Bank geht weiter", betonte RZB-Sprecher Andreas Ecker am Montag im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Die Bank funktioniert, es ist keine Gefahr in Verzug."
Ursprünglich war am vergangenen Freitag gerüchteweise kolportiert worden, dass der neue Mann an der Vorstandsspitze der RBI schon am Montag feststehen soll. "Wir haben das nie gesagt", so Ecker. "Wir wollen in Ruhe eine gute Entscheidung fällen - mit entsprechender Rückversicherung des Raiffeisen-Sektors. Und da ist es gerechtfertigt, sich dafür ein paar Tage Zeit zu nehmen."
Stepic werde demnach die Geschäfte weiterführen, bis es einen Nachfolger gibt, sagte Ecker weiter. Der langjährige Chef der RBI, dessen Name untrennbar mit der Erfolgsstory der Bank in Osteuropa verbunden ist, präsentiert heute, Dienstag, auch die Bilanz zum ersten Quartal - in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
"Kein Machtkampf"
Mit der Nachfolgersuche ist der Personalausschuss des von RZB-Chef Walter Rothensteiner geführten RBI-Aufsichtsrats befasst. Wie berichtet, gilt Johann Strobl als aussichtsreicher Kandidat. Strobl, einst Vorstandsmitglied der Bank Austria, ist seit Herbst 2007 bei der RZB als Vorstand für Risikomanagement zuständig und seit dem Frühjahr 2010 auch als Vorstand bei der börsenotierten RBI in dieser Funktion tätig. Dem Vernehmen nach soll der 53-jährige Burgenländer der Wunschkandidat von Rothensteiner sein. Rothensteiner ist neben seiner Tätigkeit als RZB-Chef auch Raiffeisen-Generalanwalt und als solcher der oberste Boss im Sektor.
Dass Stepic’ Rücktritt im Zusammenhang mit einem Machtkampf im weitverzweigten Raiffeisen-Reich zu tun haben könnte, wie manche Kommentatoren meinen, wird von Insidern nicht bestätigt: "Es gibt keinen Machtkampf bei Raiffeisen. Dass aber nicht alle immer einer Meinung sind, ist bei einer so großen Organisation naturgegeben."
Stepic ist zurückgetreten, nachdem "News" über Offshore-Leaks private Wohnungskäufe in Singapur, die über zwei intransparente Firmen abgewickelt wurden, publik gemacht hatte. "News" hat laut seinem Redakteur Kurt Kuch noch weitere prominente Österreicher auf Offshore-Leaks gefunden.