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Neue Vorgaben: Partizipationsscheine von Privatinvestoren zählen nichts mehr.
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Wien. Die europäischen Bankenaufseher sind streng: Privates Partizipationskapital akzeptieren sie im Gegensatz zu staatlichem nicht als hartes Kernkapital. Die Raiffeisen Zentralbank (RZB), die so wie andere europäische Großbanken bis Ende Juni 2012 eine Mindestkapitalquote von neun Prozent haben muss, hat deshalb ein Problem. Um es zu beheben, haben ihre Aktionäre, die Raiffeisenlandesbanken, in einer außertourlichen Hauptversammlung am Mittwoch die Weichen für ein komplexes Projekt gestellt.
Dabei soll privates Partizipationskapital in Stammkapital - das der Definition von hartem Kernkapital entspricht - umgewandelt werden. Dies soll dem RZB-Konzern zu rund einer Milliarde Euro verhelfen. Wie berichtet, ist der Umtausch privater Partizipationsscheine in RZB-Stammaktien die größte Einzelmaßnahme bei Raiffeisen, um den Kapitalpolster aufzufüllen. Insgesamt benötigt der RZB-Konzern nach den Vorgaben der EU-Bankenaufsicht 2,1 Milliarden Euro. Um sich einen Puffer zu schaffen, peilt die Gruppe, deren Herzstück die börsenotierte Raiffeisen Bank International ist, sogar 2,5 Milliarden Euro an. Aktuell hat die RZB nach den Richtlinien der Aufsicht eine harte Kernkapitalquote von 7,04 Prozent.
Interne Tauschgeschäfte
Am Mittwoch haben die Aktionäre des Raiffeisen-Spitzeninstituts jedenfalls beschlossen, neues Partizipationskapital im Volumen von bis zu 600 Millionen Euro auszugeben. Das hat folgenden Zweck: Mit den neu emittierten Partizipationsscheinen kauft die RZB den Raiffeisenlandesbanken die - von ihnen gehaltenen - Minderheitsanteile an den Raiffeisen-Banken in Ungarn, Tschechien und der Slowakei ab. Anstelle von Cash wird also mit Partizipationsscheinen bezahlt. Aufgelegt werden sie von der RZB heute, Donnerstag.
Die neuen Wertpapiere, so der Plan, sollen dann in einem weiteren Schritt mit den von den Raiffeisenlandesbanken schon früher gezeichneten Partizipationsscheinen in RZB-Stammaktien umgetauscht werden. Dafür ist freilich eine Kapitalerhöhung notwendig, weil nur so neue Stammaktien begeben werden können. Geplant ist diese Emission für die erste Jahreshälfte 2012.
Auch dafür haben die RZB-Aktionäre in ihrer Sonder-Hauptversammlung am Mittwoch vorbereitende Beschlüsse gefasst. Geplant ist demnach, bis zu 3,05 Millionen neue RZB-Stammaktien auszugeben (der bisher bestehende Kapitalrahmen wurde widerrufen und durch einen neuen, größeren Rahmen ersetzt).
Zur Bewertung des Preises je Aktie hält man sich bei Raiffeisen bedeckt. In heimischen Finanzkreisen war gegenüber der "Wiener Zeitung" zuletzt von mehr als 1400 Euro die Rede.