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Raiffeisen vor Kapitalerhöhung

Von Karl Leban

Wirtschaft
RBI-Chef Stepic wartet für die geplante Emission auf ein besseres Börsenklima.

RBI: Zeitpunkt und Volumen noch offen. | Halbjahresgewinn um ein Drittel höher.


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Wien. Der Countdown läuft: Nach längerem Hin und Her nimmt das Management der Raiffeisen Bank International (RBI) nun doch eine Kapitalerhöhung über die Börse ins Visier. Bankchef Herbert Stepic sprach am Donnerstag von einer "Option für die nächsten zwölf Monate".

Zuletzt hatten große ausländische Investoren immer mehr darauf gedrängt, dass das Institut seinen Kapitalpolster auffüllt. Der Grund: Bei der am strengsten definierten Kapitalquote ("Core Tier 1") weist die RBI zwar einen soliden Wert von 8,5 Prozent aus, im Vorgriff auf das schärfere Kapitalregime Basel III verlangt der Markt bei Großbanken allerdings schon jetzt zumindest neun bis zehn Prozent.

Was ebenfalls den Druck erhöht, frisches Geld aufzutreiben: Die RBI will in Osteuropa, ihrer Kernregion neben Österreich, weiter wachsen. Außerdem muss sie die 2009 während der Finanzkrise abgerufene Staatshilfe (1,75 Milliarden Euro) eines Tages wieder zurückzahlen. Wann das sein wird, ließ Stepic auch in der gestrigen Halbjahres-Pressekonferenz offen. Er räumte jedoch ein, dass ein Teil des Staatskapitals mit dem Erlös aus dem Verkauf neuer Aktien getilgt werden könnte.

Wird die RZB mitziehen?

Analysten rechnen auf alle Fälle mit einer großen Kapitalerhöhung. Das Volumen, so heißt es, könnte ähnlich hoch sein wie 2007, als sich die Bank 1,2 Milliarden Euro von der Börse holte. Rein theoretisch könnte die RBI aufgrund eines im Juni genehmigten Kapitalrahmens bis zu 97,8 Millionen Jungaktien ausgeben. Zum aktuellen Börsenkurs wären das 2,8 Milliarden Euro.

Freilich: Für eine Kapitalerhöhung muss das Börsenumfeld stimmen. Den Zeitpunkt der geplanten Emission, aber auch deren Ausmaß macht Stepic daher vor allem davon abhängig. Derzeit ist eine baldige Kapitalerhöhung jedenfalls nicht in Sicht. An den Börsen ist es im August wegen der Schuldenkrise und damit verbundener Rezessionsängste steil bergab gegangen. Die RBI-Aktie hat rund ein Fünftel ihres Werts verloren.

Noch unklar ist auch, ob die Raiffeisen Zentralbank (RZB) im Fall einer Kapitalerhöhung Geld in die Hand nimmt oder nicht. "Grundsätzlich stehen uns alle Optionen offen", sagt ein RZB-Sprecher. Zieht das Raiffeisen-Spitzeninstitut bei der Emission nicht mit (oder nur zum Teil), würde sich sein Anteil von 78,5 Prozent verwässern. Die Kontrolle bliebe dennoch erhalten.

Im ersten Halbjahr hat die RBI den Gewinn um fast ein Drittel auf 615 Millionen Euro gesteigert. Sorgen bereitet das Problem des Schweizer Franken für Ungarn, Polen und Rumänien. Stepic: "Das ist bedrohlich." Die RBI hat dort 3,5 Milliarden Euro an Franken-Krediten.