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Raiffeisen will in Russland aus dem Vollen schöpfen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Ostbanken-Chef Stepic: "Für uns die wichtigste Region." | Wien. Für zumindest 15 bis 20 Jahre sieht der Top-Banker Herbert Stepic das starke Wachstum in Osteuropa gesichert. Nach wie vor gebe es dort riesigen Nachholbedarf für die Infrastruktur. "Das gilt vor allem für Russland, Südosteuropa und die GUS-Länder", sagt der Chef der Raiffeisen International (RI), der börsenotierten Ostbanken-Holding der Raiffeisen Zentralbank. Besonders über diese Märkte, die drei Mal so schnell wachsen wie die EU-15, will Stepic den Ausbau des Geschäfts weiter beschleunigen.


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Russland - nach den Putin-Festspielen in Wien und den spektakulären Deals des Oligarchen Oleg Deripaska (Strabag, Magna) hierzulande in aller Munde - ist für Stepic dabei die wichtigste Region.

Nach der Übernahme der Impexbank im Vorjahr gilt die RI als größte Auslandsbank in Russland. Aufgestellt hat Stepic das Giebelkreuz in 43 Regionen und allen elf Zeitzonen. "Derzeit haben wir 242 Filialen und 450 Retail-Shops, über die wir 70 Prozent der Bevölkerung erreichen." Bis 2009 sollen 120 bis 130 Filialen dazukommen.

Auch weitere Bankenzukäufe will Stepic nicht ausschließen. Banken mit regionaler Bedeutung, die es in Russland wie Sand am Meer gebe, kämen nicht in Frage - wenn, dann Banken mit flächendeckendem Verkaufsnetz. "Von denen aber gibt es nur wenige", so Stepic.

In die Türkei zu gehen, ist für den RI-Boss weiterhin kein Thema: "Die Türkei ist ein starker Wachstumsmarkt, es fehlen aber die Ingredienzien des Nachholeffekts. Deshalb investieren wir nur in den ehemals kommunistischen Ländern."

Weitere Märkte im Visier

Neue Möglichkeiten für die Expansion lotet Stepic gerade noch weiter ostwärts aus - und zwar in Zentralasien. Demnach will sich die RI über kurz oder lang in Ländern wie Kasachstan, Usbekistan oder Armenien breit machen und "irgendwann vielleicht auch in Turkmenistan und Tadschikistan".

Zur Hypo Alpe-Adria, die wie berichtet von der Bayerischen Landesbank mehrheitlich übernommen wird, sagte Stepic am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten: "Wir hätten uns auch dann nicht beworben, wenn man uns die Zeit dazu gegeben hätte." In Südosteuropa, dem "Herzstück" der Hypo, ist die RI ebenso vertreten. Hier, so Stepic, hätte es zu viele Überschneidungen und damit auch kartellrechtliche Probleme gegeben.

Den gegen Raiffeisen in einem russischen Magazin erhobenen Geldwäsche-Vorwurf (die "Wiener Zeitung" berichtete) weist Stepic als "völlig aus den Fingern gesogen" zurück: "Der Angriff wurde bewusst vor dem Putin-Besuch lanciert, um der RZB zu schaden."