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Die in Osteuropa tätige RBI dürfte auch 2015 einen Verlust ausweisen, warnte Bankchef Karl Sevelda. Das würde bedeuten, dass auch für das laufende Jahr wohl keine Dividende bezahlt werden kann. Für die Bank selbst, die sich eine Schrumpfkur verabreichte, wäre das sogar eine gute Nachricht, weil die Kapitaldecke nicht dünner wird.
Für die Raiffeisen Landesbanken dagegen ist es weniger lustig. Neben dem Einnahmenausfall droht einigen die Abwertung ihrer wichtigsten Beteiligung. Da auch die regionalen Institute mit höheren Kapitalpuffern ausgestattet werden müssen, keine leichte Übung.
Nun verwahrt sich die RBI dagegen, als nächste Problembank gesehen zu werden, und das mag auch so sein. Doch eines ist wohl unbestritten: Raiffeisen muss eisern sparen.
Damit wird die Sache allerdings - wie es so schön heißt - volkswirtschaftlich relevant. Die Bankengruppe hat in Österreich einen Marktanteil von über 30 Prozent, bei Krediten von etwa 40 Prozent. Banken bauen gerne Kapitalquoten auf, indem sie Geschäft reduzieren - eine einfache Prozentrechnung. Wenn aber die mit Abstand größte Bankengruppe des Landes beginnt, bei Krediten zu knausern, kann das schon Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben. Umso mehr, als der Volksbankensektor vor noch viel größeren Herausforderungen steht und als Kreditgeber auch schon einmal großzügiger sein konnte.
Die nun im Detail veröffentlichen Raiffeisen-Zahlen sind daher - ob der Größe des Sektors - alles andere als beruhigend. Raiffeisen selbst bezifferte die Brutto-Wertschöpfung seiner Bankengruppe mit 6,1 Milliarden Euro, das sind immerhin 2 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung. Und darin ist der riesige Agrar-, Bau- und sonstige Beteiligungskomplex unterm Giebelkreuz noch gar nicht eingerechnet.
Raiffeisen wäre daher gut beraten - auch wenn es sich um eine private Organisation handelt -, die Debatte um die künftige Organisation und Ausrichtung des Sektors öffentlich zu führen. Wenn es zu tiefgreifenden Veränderungen in diesem Genossenschaftssektor kommt - und danach schaut es aus -, hat das Auswirkungen auch auf Nicht-Raiffeisen-Mitglieder. Der Satz "Wir sind keine Problembank" wäre demnach der Beginn und nicht das Ende der Debatte, auch wenn Raiffeisen-Funktionäre das anders sehen.