Die europäsischen Schienennetzbetreiber haben sich mit dem Ziel zusammengeschlossen, den grenzüberschreitenden Bahnverkehr zu verbessern und zu vereinfachen. Die Gründung von RailNetEurope erfolgte im Herbst 2002, die Zentrale soll nun in Wien stationiert werden. Das wertet ÖBB-Infrastrukturchef Alfred Zimmermann als "großen Erfolg für Österreich". Wesentlicher Vorteil für die Bahnbetreiber, sie sind die Kunden: Sie brauchen nur noch einen Ansprechpartner.
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Durch die EU-weite Bahnliberalisierung sollen die Transporte einfacher werden. Derzeit tummeln sich rund 400 Bahnbetreiber auf den europäischen Schienen, jährlich kommen 30 bis 40 neue dazu.
Bisher musste jedes Bahnunternehmen langwierige Verhandlungen mit den jeweiligen Staatsbahnen führen, um zu erfahren welche Trassen - Zeitfenster auf dem Netz - noch frei sind. Danach wurden Einzelvereinbarungen getroffen und das oft nur im Zeitlupentempo. Mit der RailNetEurope soll alles anders werden: Der grenzüberschreitende Güterverkehr wird ab 1.1.2004 von der Wiener Zentrale aus koordiniert und kontrolliert.
Damit soll Europa gleichsam über eine gemeinsame Bahninfrastruktur verfügen. Die wesentliche Erleichterung besteht dann im One-Stop-Shop-Prinzip. Der Bahnunternehmen muss nur noch den Infrastrukturbetreiber seines Landes kontaktieren und bekommt Auskunft über die freien Trassen bis zum Bestimmungsort. Bürokratische und technische Hürden sollen weitgehend aus dem Weg geräumt werden. In Österreich wird diese Aufgabe Harald Hotz, der Leiter des ÖBB-Trassenmanagements übernehmen. Durch die bessere Abstimmung soll sich auch die Transportgeschwindigkeit erhöhen. "Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den Trassen wird 70 km pro Stunde betragen", verspricht Peter Klugar, Chef von ÖBB-Netz.
Dem Infrastrukturverein werden sich fast alle EU-Staaten außer Griechenland und Irland anschließen. Weiters sind die Schweiz, Norwegen, Tschechien und Ungarn mit von der Partie. Als bevorzugte Strecken gelten die Nord-Süd-Achse und die Verbindung von Belgien nach Italien. Heiß begehrt ist auch die Brenner-Strecke, dort konnt die ÖBB in einem Pilotprojekt von 30 offenen Zeitfenstern mit einem Schlag 8 verkaufen. Mittels Katalog werden jedem Infrastruktur-Kunden die freien Netzkapazitäten offen gelegt. "Wer zuerst zuschlägt, bekommt die Trasse," erläutert Zimmermann das Vergabeverfahren. Bei Unstimmigkeiten wird der Rail-Regulator zugezogen. Sollte die versprochene Trasse nicht frei sein, bekommt die Bahn ihr Benützungsentgelt zurück. Umgekehrt muss jedoch bei Blockieren der Infrastruktur ein Pönale gezahlt werden.
Beim Ausbau der heimischen Bahninfrastruktur hat für Zimmermann der Großraum Wien Vorrang. Zuerst müssen die Westbahn, die S 2 und die Pottendorfer Linie fertiggestellt werden. Letztere sei unabdingbar, da die Südbahn zwischen Wien und Wiener Neustadt mit 400 Zügen pro Tag schwer überlastet sei, in vier Jahren soll der zweigleisige Ausbau fertig sein. Dasselbe gelte für die S 2 von Wien über Wolkersdorf nach Mistelbach. Ab 2007 soll es für Pendler einen attraktiven 15-Minuten-Intervall geben. Mit Ach und Krach könnte mit dem 870 Mill. Euro Ausbaubudget auch noch die Sanierung der Semmeringbestandstrecke finanziert werden.