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Rank und schlank online

Von Herve Asquin

Wissen

Kein Frühjahr ohne Schlankheitskur. "Zehn goldene Regeln zum Abnehmen" und ähnliche Rezepte haben wieder Hochkonjunktur. Ein ganzes Spektrum von Druckerzeugnissen lebt vom nachhaltigen Interesse der zumeist weiblichen Leserschar, auch der Modemacher Karl Lagerfeld tingelt derzeit mit einem Werk durch die Talk-Shows. Doch die Gesundheitsbewussten verschmähen zusehends gedruckte Ratschläge. Diäten werden auch im Internet angeboten, und Net-Doktoren schneiden ihre Rezepturen auf den einzelnen Nutzer zu.


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Allein beim französischen Marktführer "lediet" ("Die Diät") haben sich nach Angaben von Unternehmenschef David Benchetrit im vergangenen Jahr mehr als 700.000 Interessenten gemeldet. Jeder Fünfte abonnierte eine mehrmonatige Magerkur. Noch in diesem Frühjahr ist die Gründung eines deutschsprachigen Ablegers geplant.

Einige Vorteile des Abmagerns online liegen auf der Hand: Per Internet kann ein Frage-Antwort-Spiel mit dem Leser aufgebaut werden. Im Vergleich zum Besuch eines Arztes spart dies Zeit und sichert Anonymität. Allerdings meldet die Ärzte-Standesorganisation Ordre national des Medecins gegen die Rezepturen aus dem Internet Bedenken an. "Eine Verschreibung kann nur auf der Grundlage eines Arztbesuches erfolgen", sagt ihr Präsident Jean Langlois. Die Ärzteschaft werde den Online-Sektor "sorgfältig im Auge behalten".

"Einverstanden", sagt Benchetrit. Sein Unternehmen verstehe sich als Ratgeber "für eine gute Ernährung", nicht mit demselben Status wie ein Mediziner mit Rezeptblock. Falls beim Teilnehmer einer Fastenkur Kalzium- oder Eisenmangel oder gar eine gefährliche Fettleibigkeit offenkundig wird, werde ihm sofort der Besuch eines Arztes angeraten.

Die von Benchetrit und seinen Kollegen angebotene Methode baut auf den Erkenntnissen des Ernährungswissenschaftlers Marian Apfelbaum auf. Apfelbaum hatte in den achtziger Jahren ein Verfahren entwickelt, um aus den Essgewohnheiten eines Menschen ein passendes Programm zum Abmagern zu errechnen. Die Website stellt für den Nutzer jede Woche einen Esskorb zusammen, aus dem er nach und nach seine Lebensmittel aufbraucht. Jeden Tag meldet sich der Internet-Nutzer, um in seinem Dossier einzutragen, was er weggezehrt hat.

"Magerkuren sind wie Fingerabdrücke", erläutert Benchetrit. "Es gibt keine zwei Menschen auf der Welt, die sich auf die gleiche Weise ernähren."

Auch bei monregimeperso.fr ("Meine persönliche Diät") werden Fastenwillige zunächst aufgefordert, auf einem Fragebogen ihren Lebenswandel einschließlich der sportlichen Betätigungen und Essgewohnheiten anzugeben. Im Gegenzug erhält der Nutzer Rezeptvorschläge, außerdem Tipps, die das Abwiegen der Lebensmittel erleichtern, sowie regelrechte Einkaufszettel.

"Die Hälfte aller Männer, die unsere Strategie befolgt haben, sind in drei Monaten acht Kilo leichter geworden", sagt monregimeperso-Chef Dominique Boute. Bei den Frauen hätten 40 Prozent der Teilnehmerinnen in drei Monaten 7,8 Kilogramm verloren.

Vorsicht vor "Abzockern"

Neben solchen Anbietern, bei denen eine Kommunikation mit Diät-Spezialisten aufgebaut werden kann, gibt es Websites, die sich ausschließlich auf allgemeine Informationen und Ratschläge beschränken, oder Diskussionsforen zum Thema Übergewicht. Auch Firmen der Nahrungsmittelbranche und Pharma-Unternehmen bieten nicht persönlich zugeschnittene Tipps. Das Spektrum ist fließend - bis hin zu echten Scharlatanen, die einfach Geld abzocken wollen, während die Kunden am Hungertuch nagen. AFP