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Rappen gegen Suizide

Von Bernhard Baumgartner

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Hip Hop und Rap haben nicht den allerbesten Ruf, vor allem, wenn man sich die Werke auf der textlichen Ebene ansieht. Da wird ganz gerne einmal Gewalt verherrlicht, die Polizei verunglimpft und eine bleihaltige Lösung für Probleme aller Art propagiert. Dass es nicht so sein muss und diese Musik sogar Menschen erreichen kann, die man sonst nicht erreicht, zeigt eine Studie von Thomas Niederkrotenthaler am Zentrum für Public Health der MedUni Wien, die im "British Medical Journal" erschienen ist: Demnach besteht ein Zusammenhang zwischen dem Erfolg des Hip-Hop-Hits "1-800-273-8255" des Rappers Logic und einer Verringerung der Suizidrate in den USA. 5,5 Prozent weniger Menschen nahmen sich im Beobachtungszeitraum das Leben.

Der Clou: Die titelgebende Telefonnummer ist keine Erfindung, es gibt sie tatsächlich. Es handelt sich um die US-Suizidpräventionshotline. Und das nicht ohne Grund. Das Lied aus dem Jahr 2017, das sich wochenlang in den Top 3 der US-Charts hielt und bei den Grammy Awards aufgeführt wurde, handelt von einem jungen schwarzen und homosexuellen Mann, der seinem Leben nach Diskriminierung und Zurückweisung ein Ende setzen will. Er tut das nicht, sondern wählt die Nummer, wo er Hilfe bekommt.

In den Wochen nach dem Erscheinen bekam die Hotline 9.915 Anrufe oder um 6,9 Prozent mehr Kontakte als sonst. Es ist davon auszugehen, dass in diesem Fall Hip Hop etlichen Menschen das Leben gerettet hat. Und das ist doch eine gute Nachricht.