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Rasante Talfahrt des Tatra-Tigers

Von WZ-Korrespondentin Karin Bachmann

Wirtschaft

Finanzminister korrigiert Prognosen deutlich nach unten. | Deutscher Autozulieferer schließt Betrieb. | Pressburg. Der Schock sitzt tief. Wegen ihres stabilen Bankensystems und der Einführung des Euro gingen die Slowaken bis vor kurzem davon aus, einer Rezession zu entgehen. Doch nun hat Finanzminister Ján Pociatek seine Prognosen bis Jahresende vorgelegt. Demnach werde ein Minus von nicht weniger als 6,2 Prozent zu verbuchen sein, nachdem die Wirtschaft im ersten Quartal um 5,6 Prozent geschrumpft war.


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Noch im März hieß es, die Wirtschaft werde leicht wachsen. 2008 war die Slowakei mit 6,4 Prozent Wachstum Spitzenreiter in der Europäischen Union. Zwar ist die Slowakei unter deutschen Auslandsinvestoren nach Tschechien der zweitbeliebteste Standort in Mittel- und Osteuropa. Seit Pociatek die Katze aus dem Sack gelassen hat, sprechen Analysten aber davon, dass das Land im Vergleich zu Polen und Tschechien deutlich geschwächter aus der Krise hervorgehen werde.

Dabei schienen die Pakete, welche das Kabinett zur Abfederung der Krise schnürte, anfangs zu fruchten. Außerdem wurde in allen Ressorts kräftig gespart. Wichtige Projekte wie der Bau einer Autobahn von Pressburg nach Kaschau wurden verschoben. Die drei Automobilhersteller im Lande - VW, Kia, PSA Peugeot Citroën - planen die Produktion neuer Modelle.

Abgabe bremst Konsum

Doch auch die Meldungen aus der wichtigsten Branche sind widersprüchlich: Der deutsche Automobilzulieferer SE Bordnetze will sich in Kürze zurückziehen, womit 1700 Menschen ihre Jobs verlieren. Laut jüngsten Prognosen wird die mühsam eingedämmte Arbeitslosenrate bis 2010 wieder nach oben schnellen.

Impulse kommen derzeit nur aus den Branchen Lebensmittel und Elektronik, doch auch hier geht die Angst um. Die Regierung plant eine Abgabe auf Verpackungen. Damit werde der seit Monaten allgegenwärtige Einkaufstourismus nach Polen und Ungarn befördert, warnt die Opposition.