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Rasche Telekom-Fusion, neue Frequenzen später

Von Eva Stanzl

Wirtschaft

SPÖ bestätigt: Telekom Austria plant Fusion Festnetz-Mobilfunk. | Digitale Dividende: ÖVP will sie den Mobilfunkern geben, SPÖ setzt aber auf Glasfaserausbau. | Wien. Dass die Telekom Austria (TA) und ihre Mehrheitseigentümerin, die Staatsholding ÖIAG, die Sparten Festnetz und Mobilfunk zusammenlegen wollen, bestätigt nun auch die SPÖ. "Informell wird intensiv an der Fusion gearbeitet", sagt SPÖ-Innovationssprecher Kurt Gartlehner zur "Wiener Zeitung".


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In der Telekom-Aufsichtsratssitzung am Mittwoch solle die Entscheidung fallen, das Projekt fortzusetzen, so Gartlehner. Der Beschluss zur operativen Umsetzung solle dann zwischen Jänner und März 2010 getroffen werden.

Gartlehner rechnet mit Veränderungen in der heimischen Telekom-Branche. Da der Umsatz der Mobilfunker auf dem übersättigten Markt schrumpft - 2008 um sechs Prozent -, müssten diese sich neue Geschäftsmodelle überlegen. Vorstellbar sei, dass der drittgrößte heimische Mobilfunker, Orange, den Kabelbetreiber UPC übernehme. Damit könnte er der Marktführerin Telekom Austria, die durch eine Fusion ihre Produkt-Synergien ausdehnen würde, Paroli bieten.

Telekabel-Kooperation

Orange Österreich-Chef Michael Krammer will das nicht so stehen lassen. Er verwies im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" auf eine bestehende Kooperation zwischen UPC und Orange, die Kombiprodukte ermögliche und derart lukrativ sei, dass eine Fusion derzeit nicht geplant sei. Auch Zusatzdienste für das Apple-iPhone erweisen sich als gutes Geschäft, so Krammer.

Fest steht: Die Telekom-Branche steht vor dem Umbruch. Unternehmen, das Gesundheitssystem und die Verwaltung sind auf Internet-Technologien angewiesen. Im Zuge der nötigen Aufrüstung der Daten-Übertragungsnetze müsse man effzienterweise so weit kommen, "dass Betreiber Festnetz und Mobilfunk aus einer Hand anbieten", unterstrich ÖVP-Telekomsprecherin Karin Hakl bei einer Diskussion am Freitag.

Die ÖVP-Abgeordnete sieht die Kombination von Glasfaser-Ausbau im Festnetz und die rasche Vergabe der sogenannten Digitalen Dividende für die Mobilfunk-Aufrüstung auf dem Land als Lösung.

Doch zur Digitalen Dividende scheiden sich die Geister. Denn die Kanzlerpartei sieht keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. "Eine zu rasche Vergabe der Digitalen Dividende könnte den Glasfaser-Ausbau verzögern, weil dieser teurer ist", sagt Gartlehner.

Eine Frage des Geldes

Die TA investiert bis 2015 rund 1,3 Mrd. Euro in die Modernisierung der Netz-Infrastruktur, darunter Glasfaser-Pilotprojekte. Was ein Grund sein dürfte, warum sie sich zur Digitalen Dividende eher ruhig verhält und nur die Mobilfunker T-Mobile und Orange sich bereit erklären, für die Rundfunk-Frequenzen auch zu bezahlen. Der ORF meldet hingegen Bedarf für die Frequenzen im Massenmedium Fernsehen an. Man wolle das Angebot durch Internet am Fernseher erweitern, sagte Michael Wagenhofer, von der ORF-Rundfunk-Tochter ORS. Hakl hält einen Kompromiss bis 2011 für möglich. Infrastrukturministerin Doris Bures hatte zuletzt betont, die Vergabe werde erst 2015 erfolgen.