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Rascher Verkauf oder Pleite

Von Karl Leban

Wirtschaft

Chinesische MFC will Anlagenbauer AE&E übernehmen. | Auf 20 Prozent ihrer Forderungen müssten Gläubigerbanken verzichten. | Wien. Was sich in groben Zügen schon seit Tagen abgezeichnet hat, ist nun zur bitteren Realität geworden: Die Banken machen für die Austrian Energy & Environment (AE&E), die schwer kriselnde Anlagenbau-Tochter der pleitegegangenen Industrie-Holding A-Tec, keinen Cent mehr locker. Noch über das Wochenende war fieberhaft verhandelt worden, ehe die Gespräche am Montag endgültig im Sand verliefen.


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Damit sitzt die steirische Firma AE&E finanziell weiter auf dem Trockenen. Gerade ihre akuten Probleme hatten bei der börsenotierten Mutter A-Tec die Insolvenz ausgelöst. Da die AE&E ohne frisches Geld und Haftungen den Betrieb einstellen und ebenfalls Insolvenz anmelden müsste, ist A-Tec-Mehrheitseigentümer Mirko Kovats nun gezwungen, so rasch wie möglich einen Käufer für die größte A-Tec- Sparte aufzutreiben.

Ein Verkauf der Austrian Energy könnte die Banken dazu bewegen, die A-Tec weiterzufinanzieren, wie es in Finanzkreisen heißt. Und damit könnte das Unternehmen überleben. Eine Insolvenz der AE&E würde den Schaden hingegen maximieren, sagt Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband 1870 (KSV).

"Die sind nahe dran"

Jedenfalls tickt bei der Käufersuche die Uhr. Mit mehreren Interessenten soll bereits verhandelt werden. Unter ihnen ist auch eine Firma aus Hongkong, die - so berichtet ein Insider im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" - "nahe dran ist".

Bei dieser Firma handelt es sich um die Mass Financial Corp (MFC), die 1997 gegründet wurde und auch in Wien mit einem Büro vertreten ist. Seit kurzem gehört MFC, ein Dienstleister für Handelsfinanzierungen, zur kanadischen Terra Nova Royalty, die auch Industrieanlagen baut.

MFC will die AE&E komplett übernehmen, aber nur zu einem symbolischen Euro. Informationen der "Wiener Zeitung" zufolge verlangen die Chinesen im Fall der Übernahme von den Gläubigerbanken der AE&E einen Forderungsverzicht von 20 Prozent. Konkret müssten die Kreditinstitute demnach 150 Millionen Euro in den Rauchfang schreiben, heißt es in der Finanzbranche.

Darüber hinaus soll MFC bereit sein, der ausgetrockneten AE&E kurzfristig frisches Geld in Höhe von 15 Millionen Euro zuzuführen. Laut "WirtschaftsBlatt" wollen die Asiaten in Kürze eine vertiefte Unternehmensprüfung starten.

Der Firma aus Hongkong werden enge Geschäftsbeziehungen mit einer österreichischen Gläubigerbank der AE&E nachgesagt. Bei diesem Institut handelt es sich um die Raiffeisen Bank International. Diese könnte den möglichen Deal auch einfädeln.

Andritz interessiert?

Neben MFC wird auch der börsenotierte Grazer Anlagenbauer Andritz als Kaufinteressent für die AE&E gehandelt. Andritz selbst wollte das am Montag weder dementieren noch bestätigen: "Kein Kommentar." Bereits vor dem Wochenende waren auch zwei japanische Konzerne ins Spiel gebracht worden, und zwar IHI Corp und Mitsubishi Heavy Industries. Doch beide haben am Montag dementiert, an einer Übernahme der AE&E interessiert zu sein, wie die US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet.

Wer immer bei der Austrian Energy zum Zug kommen sollte - eine Entscheidung müsste bis spätestens Ende der Woche fallen, so eingeweihte Banker. Sonst bliebe der A-Tec-Tochter nur noch der Gang zum Insolvenzgericht.

A-Tec ist mit Passiva inklusive Haftungen von insgesamt 677 Millionen Euro die drittgrößte Pleite in der heimischen Wirtschaftsgeschichte (nach Konsum und Maculan).