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Rasinger fordert Ablösung der Telekom-Führung

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Anlegervertreter kritisiert Zukäufe und hofft auf neuen Schwung durch Investor.


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Wien. Der österreichische Kapitalmarkt wird seit Jahren von Skandalen erschüttert. In der mutmaßlichen Korruptionsaffäre um die börsenotierte Telekom Austria, an der der Staat 28,42 Prozent hält, kommen fast täglich neue Details über schmiergeldverdächtige Zahlungen ans Tageslicht. Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbands für Anleger (IVA), ortet Handlungsbedarf. Er fordert einen Wechsel im Telekom-Management, wenn es zur Führung unter Hannes Ametsreiter "eine bessere Alternative" gebe. "Ich wünsche mir für die Telekom einen wie Post-Chef Georg Pölzl", sagt Rasinger. "Es kann nur ein Externer sein, der ein gewisses Charisma hat, von der Vergangenheit unbelastet ist und die Unternehmenskonzepte bis 2015 umsetzen kann." Bestärkt wird Rasinger durch jüngste Meldungen, wonach Ametsreiter im Bundesamt für Korruptionsbekämpfung als Beschuldigter geführt werde. Die Telekom spricht allerdings von einer "haltlosen" anonymen Anzeige.

Rasinger meint, das Telekom-Management sei derzeit vor allem "mit der Defensive beschäftigt" und habe großen Erklärungsbedarf. Die Ablösung von Ametsreiter & Co habe mit einer Schuldfrage nichts zu tun. Doch er spart auch nicht an Kritik. "In erste Linie geht es um die verunglückte Akquisition in Weißrussland, die macht keinen strategischen Sinn." Mit jener in Bulgarien könne er noch irgendwie leben. Dass Dividenden wie bei der Telekom aus der Substanz des Unternehmens gezahlt werden, lehnt Rasinger ab.

Und: Dass der Investor Ronny Pecik, der in Kürze mit seinem Konsortium 25 Prozent halten wird, bei der teilstaatlichen Telekom kräftig umrühren wird, sieht er positiv. "Ich freue mich, wenn durch Pecik neuer Schwung in das Unternehmen kommt", sagt der Aktionärsvertreter. "Ich halte aber nichts von Kampfabstimmungen." Rasinger spielt dabei auf die geplante außerordentliche Hauptversammlung an, die Pecik beantragen wird, um seine Telekom-Pläne zur Abstimmung vorzulegen.

Steuerflucht bekämpfen

Der IVA hat auch eine Umfrage zur Schuldenkrise durchgeführt. "Der Österreicher ist viel gelassener, als man annehmen würde", so Rasinger. Rund 47 Prozent investieren weiter - in ein Auto oder in die Renovierung einer Wohnung; 38 Prozent veranlagen weiterhin in österreichische Aktien; aber nur 6,3 Prozent kaufen österreichische Staatsanleihen. "Das ungebrochene Vertrauen in den Staat kommt dabei nicht zum Ausdruck", ätzt der IVA-Chef. Die Befragten halten zur Bewältigung der Budgetprobleme vor allem eine Verwaltungsreform (88 Prozent), Einsparungen in der Politik (86 Prozent) und die Eindämmung der Steuerflucht (72,8 Prozent) für nötig.

Gleichzeitig sei der Widerstand gegen eine Finanztransaktionssteuer nicht sehr ausgeprägt. "Sollte sie überhaupt kommen, wird diese Belastung für den Anleger zu verkraften sein", meint Finanzexperte Rasinger. Aufgrund des trägen österreichischen Kapitalmarkts rechnet er aber nur mit Einnahmen im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Dass im Rahmen des Sparpakets auch Investments in Vorsorgewohnungen unattraktiv werden, lässt den IVA-Präsidenten kalt. Rasinger: "Das wird nur die Anbieter treffen, denn die haben davon profitiert und nicht die Anleger."