Anlegervertreter ist für neue Behörde, die "Bilanzunregelmäßigkeiten" prüft.
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Wien. Die Skandale (Telekom) und Großpleiten (A-Tec) fordern den Gesetzgeber. "Österreich ist das einzige Land in Europa, in dem es keine Bilanzpolizei gibt", sagte Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbands für Anleger (IVA), in Anspielung auf die Enforcement-Richtlinie der EU. "Ich geniere mich, wenn ich in Polen, Rumänien oder Bulgarien darauf angesprochen werde." Nachsatz: "Wir gewinnen bei Skandalen über die Grenzen hinaus mehr Bedeutung." So fordert er, dass bei mutmaßlichen Bilanz-Unregelmäßigkeiten eine eigene Behörde, ähnlich wie in Deutschland, innerhalb von drei bis sechs Monaten, den Fall aufgeklärt. Der Gesetzgeber habe bisher nur eine Menge Papiere produziert, ohne Lösung. Dass Anleger derzeit nur den Staatsanwalt einschalten können, hält Rasinger für bedauerlich. "Die Akten bleiben liegen, das dauert dann drei bis vier Jahre", klagt der Anlegervertreter. Ein Fall für eine solche "Bilanzpolizei" wäre die insolvente A-Tec Industries von Mirko Kovats. "Wenn Sie sich die geprüften Bilanzen anschauen, sehen Sie, dass man sich in gewissen Bewertungsfragen in einem Grenzbereich bewegt hat", kritisiert Rasinger. "So driften die Ergebnisse und die Liquidität stark auseinander." Von der Ankündigung des gescheiterten Selfmade-Industriellen Kovats, wieder unternehmerisch tätig werden zu wollen, hat sich Rasinger "fast bedroht gefühlt". Rasinger: "Kovats leidet unter Realitätsverlust."