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Rassismus an der Tagesordnung

Von Alexandra Grass

Politik

Mit 650 Personen haben sich 2003 etwa doppelt so viele Menschen wie im Vorjahr wegen rassistischer Vorfälle an die Organisation ZARA (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit) gewandt. 219 Fälle sind im aktuellen Rassismus-Report dokumentiert - der vierte seiner Art. Der Einzelfall-Bericht sagt aber weniger über die Quantität als die Qualität der Handlungen aus. Primär sind in Österreich demnach Menschen mit dunkler Hautfarbe von rassistischen Übergriffen betroffen.


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Der Tod von Cheibani Wague wird im Report als "Tiefpunkt des Jahres 2003" angeführt und hatte in der Öffentlichkeit großes Aufsehen erregt. Der Mauretanier und Mitarbeiter im "Afrikadorf" im Wiener Stadtpark war im Sommer bei seiner Festnahme zu Tode gekommen, nachdem er von den Polizisten fixiert und vom Notarzt mit einer Injektion ruhig gestellt worden war. Ein Video zeigt, dass währenddessen einige Sanitäter und eine Polizistin auf Wague gestanden waren.

Doch rassistische Übergriffe sind keine Seltenheit - finden jedoch großteils im Abseits statt: Einem nigerianischen Paar wurde der Eintritt in ein Lokal auf der Donauinsel verweigert. Nach einem Einwand wurde dem Mann ins Gesicht geschlagen. Er musste mit der Rettung ins Krankenhaus gebracht werden. In einem anderen Fall wurde ein Flüchtling aus dem Sudan in der Silvesternacht 2003 am Lienzer Bahnhof brutal unter rassistischen Beschimpfungen niedergeschlagen. Eine Taxifahrerin war Zeugin und verständigte die Polizei.

Doch auch rassistische Beschimpfungen und Beschmierungen sind keine Seltenheit. So berichtete eine Kroatin, dass eine Nachbarin immer wieder im Hof spielende Kinder beschimpft. Mit dem Argument "er vermiete nicht an Afrikaner" wurde ein afrikanischer Studenten auf Wohnungssuche abgewiesen. Einer Frau wird ein Arbeitsplatz bei einer Reinigungsfirma verweigert, weil sie aus religiösen Gründen ein Kopftuch trägt.

72 Prozent der KlientInnen waren ZeugInnen, berichtet Eva Maria Bachinger von ZARA. Der Forderungskatalog der Organisation hat sich nicht verändert. An oberster Stelle steht ein effektives Anti-Diskriminierungsgesetz. Ein solches hätte Signalwirkung und gesellschaftliche Relevanz. Der Rassismusreport ist die einzige Datenquelle in Österreich. Kritisiert wird, dass es von staatlicher Seite keinerlei Dokumentation gibt.

http://www.zara.or.at