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Der FC Schalke 04 ist ja bekanntlich ein Meister der gepflegten Krisenzelebration. Und wenn es aktuell keine gibt, macht man sie sich halt selbst. Die aktuelle Debatte geht aber weit über das Sportliche hinaus - und sie kommt nicht von irgendwo, auch nicht von irgendwo innen, sie kommt von allerhöchster Stelle. Vergangene Woche hat Aufsichtsratschef Clemens Tönnies bei einer Veranstaltung gegen Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel gewettert. Sein Gegenvorschlag: Man solle jährlich in Afrika 20 Kraftwerke bauen - "dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren."
Lauter als die wohl intendierten Schenkelklopfer war freilich der Aufschrei der Entrüstung, den Tönnies für seine rassistischen Äußerungen erntete. Zwar hat er sich (mehr oder weniger) entschuldigt, die Konsequenzen sind aber derart halbherzig, dass Schalke darob erst recht in die Kritik gerät. Nach einer Sitzung des Ehrenrates am Dienstagabend wurde bekanntgegeben, Tönnies werde sein Amt für drei Monate ruhen lassen und die Arbeit dann wieder aufnehmen.
Die Begründung liest sich hanebüchen: Den Vorwurf des Rassismus erachtet man als unbegründet, sehr wohl aber habe Tönnies gegen das in den Satzungen und im Leitbild verankerte Diskriminierungsverbot verstoßen und seine Pflicht als Aufsichtsratschef verletzt.
Was bleibt: Man will warten, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Das Signal ist verheerend. Denn sein Amt mag bis dahin ruhen, Rassismus in den Stadien ruht jedoch nicht. Bei Vorkommnissen wie diesen braucht man sich darüber nicht zu wundern.