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Rassismus ist sichtbar

Von Ina Weber

Politik

Die Zahl der vom Wiener Antirassismus-Verein Zara dokumentierten rassistischen Übergriffe ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Waren 2002 noch 330 Fälle von Diskriminierungen, Beschimpfungen und tätlichen Angriffen bekannt geworden, so wurden im Vorjahr bereits 907 Fälle registriert.


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"Eine erste Sensibilisierung ist durchaus gelungen", sagte Zara-Obmann Dieter Schindlauer gestern gegenüber der "Wiener Zeitung". "Immer mehr Opfer, aber auch Zeugen von rassistischen Übergriffen melden sich bei uns". Der Verein Zara (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit) besteht seit fünf Jahren. Jedes Jahr muss der Verein ums Überleben kämpfen. Derzeit arbeiten 23 Mitarbeiter für Zara, nur vier davon sind angestellt. Der Bund gebe kein Geld und die Subvention der Stadt Wien reiche lediglich für sechs Monate. "Die restlichen sechs Monate sind wir auf Spenden angewiesen oder müssen unsere Verwandten um Hilfe bitten", meinte Schindlauer.

Der Rassismus-Report 2004, der gestern in einer Pressekonferenz präsentiert wurde, zeigt erschütternde Beispiele. 907 rassistische Vorfälle wurden 2004 Zara gemeldet. Der Report zeigt eine Auswahl von 240 Fällen. "Das einzige, was wir tun ist, Rassismus sichtbarer zu machen", betonte Report-Redakteurin Verena Krausneker. Für den Rassismus-Report wurden laut Krausneker nicht die "besonders blutigen" Vorfälle ausgewählt, "sondern vor allem das, was man sich unter Rassismus im alltäglichen Leben vorstellen muss".

Tägliche Attacken für Betroffene zermürbend

Hier gehe es um das "alltägliche Fertigmachen" von Menschen - etwa am Arbeitsplatz oder bei der Wohnungssuche, betonte Hikmet Kayahan, Leiter der Zara-Beratungsstelle für Rassismus-Opfer. Laut Krausneker handelt es sich bei den öffentlich bekannt gewordenen Übergriffen nur um die "Spitze des Eisberges". Besonders in den Bundesländern gebe es mit Ausnahme von Graz noch kaum mit Zara vergleichbare Dokumentationsstellen. Gleichzeitig warnte Krausneker davor, aus dem Ansteigen der dokumentierten Übergriffe ein ebenso starkes Ansteigen des Rassismus in Österreich abzuleiten. Hier schlage sich auch das verbesserte Betreuungsangebot der beteiligten Vereine nieder.

Es gehe nicht nur um körperliche Gewalt, vor allem auch verbale Attacken seien ernstzunehmen, betonte Krausneker. "Der Bedeutungsunterschied ist bei einer Morddrohung klein". Verbale Angriffe seien spitz wie Messer. Mit Zara gebe es für betroffene Menschen eine Stelle, wo sie ernst genommen werden, betonte Kayahan.

Der Report berichtet von rassistischen Beschimpfungen, wie "Fuck Neger", "Mein Hund mag keine Mischlinge" und Überfällen, aber auch von Übergriffen im Umgang mit Behörden, Arbeitgebern und Vermietern - etwa vom Fall eines Ehepaares (sie aus Österreich, er aus Nigeria), das beim Einzug in die neue Wohnung plötzlich vor verschlossenen Türen stand: Die Vermieterin hatte entdeckt, dass einer der neuen Mieter aus Afrika stammt und daher kurzerhand das Türschloss austauschen lassen.

Der Verein wünscht sich eine finanzielle Absicherung vom Bund. Mit einer Summe von rund 30.000 Euro würde man schon über die Runden kommen, meinte Schindlauer. Denn: Anti-Rassismus-Arbeit sei kein Hobby. "Wir machen das nicht so gern, wir müssen es machen". Auch eine Kampagne zur Umsetzung des beschlossenen Gleichbehandlungsgesetzes wäre wichtig.

SPÖ und Grüne fordern nun die Bundesregierung auf, den finanziell gefährdeten Verein Zara zu unterstützen. Es sei unglaublich, dass die Regierung der Organisation die Mittel verweigere und die Mitarbeiter auf ihr Gehalt verzichten müssen, meinte Walter Posch, SP-Menschenrechtssprecher gestern.

Der Verein übernehme wichtige Aufklärungsarbeit, die eigentlich im Interesse des Staates sein sollte. Auch die Grüne Menschenrechtssprecherin Terezija Stoisitzs meinte, dass die "wertvolle Arbeit" von Zara der Regierung "keinen Cent wert" sei.