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Rätselhafte Unfälle begleiten das Sparprogramm beim Bundesheer

Von Werner Grotte

Analysen

Nicht nur jene, die gedient haben, kennen Berichte von Truppenübungen, wo Geschützrohre als Wein-Doppler-Depot dienen. Doch im Fall der beiden jüngsten Artillerie-Unfälle in Allentsteig erscheint Alkohol als geringstes Problem des Heeres, zumal Weinflaschen selten explodieren. Im Gegensatz zu anderen Waffengattungen - bis hin zu den "nachtblind" gesparten Eurofightern - fehlt es der Artillerie auch nicht an gutem Material: Die M109 A5Ö ist eine moderne und ausgereifte Panzerhaubitze.


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Doch es nützt das beste Gerät nichts, wenn zu wenig geschultes Personal verfügbar ist. Natürlich darf das niemand im Heer selbst laut sagen. Dabei braucht man nur nachzurechnen: Der Grundwehrdienst wurde von acht auf sechs Monate reduziert. Davon sind fünf Wochen Grundausbildung. Danach sollte die Fachschulung in den Waffengattungen erfolgen - doch sehr häufig werden Rekruten zum Assistenzeinsatz hinter den Ostgrenzen eingeteilt. Das sind noch einmal rund acht Wochen. Danach ist mehr als die Hälfte des Grundwehrdienstes vorbei.

Bei der schweren Artillerie kommt dazu, dass sie wegen der langen Geschütz-Reichweiten nur auf dem ausreichend großen Truppenübungsplatz Allentsteig scharf üben darf. Die drei M109-Einheiten sind aber über ganz Österreich verstreut. Jede Reise ins Waldviertel bedeutet Überstunden für das Ausbildungspersonal und hohe Fahrtspesen - beides wird beim herrschenden Sparprogramm gar nicht gern gesehen.

Die Folgen sind immer weniger erfahrene Geschützführer und immer schlechter ausgebildeter Nachwuchs. Dies kann gerade bei einer solchen Waffengattung tödliche Folgen haben: Sechs Mann pro Haubitze müssen im Zusammenspiel mit komplizierter Feuerleit-Technik aus einem 30 Tonnen schweren Fahrzeug 45 Kilo schwere, hochexplosive Granaten in ein mit freiem Auge nicht sichtbares Ziel befördern.

Genau aus diesem Grund wird in Alltentsteig nur vom Rand aus in die Mitte der 157 Quadratkilometer großen Anlage geschossen. Schägt eine Granate trotzdem, wie unlängst, im Wohngebiet außerhalb ein, führen erfahrene Artilleristen dies - natürlich anonym - auf grobe Unerfahrenheit des Schützen zurück.

Gleiches gilt für einen Zündertyp, der bisher im Einsatz nie versagt hat und nun plötzlich im Rohr krepiert ist. Experten vermuten, dass der Zünder vorher hinuntergefallen ist oder zu hart am Ansetzer des Rohres aufgelegt wurde - oder beides. Grobe Erschütterungen können die komplizierte Zündermechanik durcheinanderbringen, weshalb er in einem solchen Fall ausgetauscht werden müsste. Was Papierkram und einen Anschiss durch den Munitionsoffizier zur Folge hat. Dominieren Unerfahrenheit und Sparwut, wird er halt wieder eingeschraubt. Und offiziell war es dann ein Materialfehler.