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Beide Angeklagten bleiben dabei: Keine Schlägerei bemerkt. | Leibwächter Kobal belastet BZÖ-Chef Westenthaler schwer. | Wien. Heiß, stickig und hoffnungslos überfüllt. Die Atmosphäre im Verhandlungssaal 303 des Wiener Straflandesgerichts am Mittwoch glich jener in der Wahlnacht 2006 im Alsergrunder Lokal "Stadl". BZÖ-Chef Peter Westenthaler und sein Sprecher Lukas Brucker feierten diesmal allerdings nicht den gerade noch geschafften Einzug der Orangen in den Nationalrat, sondern mussten sich vor Gericht wegen falscher Zeugenaussage verantworten.
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Der Hintergrund: In besagter Nacht war Christoph Pöchinger, der Sprecher von Justizministerin Karin Gastinger, im "Stadl" verprügelt worden, nachdem diese wenige Tage vor der Nationalratswahl aus dem BZÖ ausgetreten war. Westenthaler und Brucker stehen nun unter Verdacht, beim Prozess gegen Westenthalers Ex-Leibwächter Siegfried Kobal in dieser Causa gelogen zu haben. Beide hatten behauptet, von einer Schlägerei nichts mitbekommen zu haben. Beide blieben auch am Mittwoch bei dieser Aussage - es gilt die Unschuldsvermutung.
Westenthaler betonte, er habe "einen fröhlichen, unspektakulären Abend" verbracht. Dass Pöchinger verprügelt worden war, habe er erst aus den Medien erfahren. Er will auch nur ganz kurz mit Pöchinger gesprochen haben: "Ich habe ihn nur gefragt, ob das wirklich notwendig war. Als er mir antwortete, merkte ich, dass er stark alkoholisiert war. Also habe ich mich abgewendet und bin an die Bar gegangen."
"Du bist der Nächste"
Anders sehen das die zahlreichen Zeugen, die Richter Peter Liebetreu aufmarschieren ließ. So wiederholte Pöchinger seine Aussage vom März 2007, wonach Westenthaler gesagt haben soll: "Hauts die Arschlöcher ausse." Auch Gastingers früherer Kabinettschef erklärte, dass die Stimmung im "Stadl" erst ins Negative gekippt sei, als die Gruppe um Westenthaler hereinkam. Der Zeuge - mittlerweile Staatsanwalt - führte weiters aus, er habe Angst gehabt, weil Westenthaler ihm nach Pöchingers Rauswurf gedroht habe, er werde "der Nächste sein".
Der BZÖ-Chef bestritt dies vehement. Auch erklärte er, nur einmal kurz auf die Straße gegangen zu sein, wohin sich der Streit laut Pöchinger verlagert hat. Ebenfalls als Zeugin geladen war jene Anrainerin, die wegen der Lärmbelästigung die Polizei gerufen hatte. Und die schwor Stein und Bein, einen Mann "mit Hemd und Krawatte" gesehen zu haben, den zwei Frauen zurückhalten mussten, damit er nicht auf einen anderen losging. Die Frauen hätten immer wieder "Peter, gib a Ruah" gerufen. Die Zeugin versicherte, erst am nächsten Tag aus den Medien erfahren zu haben, um wen es sich bei den Raufenden handelte.
"Anständig getrunken"
Der derzeitige Pressesprecher Westenthalers, Heimo Lepuschitz, war zwar ebenfalls in dem Lokal, konnte sich allerdings an keine Rauferei erinnern. Auch wusste er nicht mehr, ob Pöchinger tatsächlich betrunken war. Denn er habe selbst "anständig getrunken", meinte Lepuschitz und sorgte damit für Lacher im Publikum.
Befragt wurde schließlich auch Kobal selbst, der mit seiner Aussage für einiges Erstaunen sorgte: Obwohl in der Causa schon rechtskräftig verurteilt, bestritt er nun, Pöchinger getreten oder geschlagen zu haben. Außerdem konnte er sich - anders als in seinem eigenen Prozess 2007 - nun doch an eine Aufforderung Westenthalers, Pöchinger hinauszuwerfen, erinnern. Der BZÖ-Chef sei "verärgert" gewesen, als er Pöchinger erblickte. Es hätte eine "kurze Diskussion" gegeben, dann habe Westenthaler von Kobal und dem zweiten Bodyguard verlangt: "Geh, könnts den net rausschmeißen?" Die eigentliche Initiative dazu sei von Klubchef Herbert Scheibner gekommen.
Nach mehr als sechs Stunden wurde die Verhandlung auf Ende Juli vertagt, um unter anderem Scheibner als Zeuge zu laden - dass es dann weniger heiß und stickig sein könnte, bleibt zu bezweifeln.