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Das Renner-Institut lud unlängst zum Podiums- und Publikumsgespräch "Arbeit - Bildung - Wirtschaft: Mehr Chancen für Frauen" ein. In Vorwahlzeiten ein Pflichttermin für Betriebsräte im Einzelhandel, wo überwiegend Frauen in niedrig bezahlten Positionen beschäftigt werden.
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Und so wurde auch niemand enttäuscht, als Frauenministerin Heidrun Silhavy, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Gewerkschafterin Dwora Stein sofort aufs Lieblingsthema der SPÖ-Frauen einschwenkten: gesetzlich verordnete Aufsichtsratsposten für Frauen. Stolz verkündete man, dass im Musterland Norwegen kein einziges Unternehmen, wie dort im Gesetz vorgesehen, liquidiert werden musste, weil es die Frauenquote nicht erfüllte.
Dwora Stein vergaß nicht auf die 40 Prozent Einkommensschere hinzuweisen, blieb aber erwartungsgemäß die Namen der tausenden Firmen schuldig, die hunderttausende Frauen diskriminieren müssten, um eine derart bizarre Zahl zu produzieren. Ein Anruf bei der Gleichbehandlungskommission hätte genügt, die weist für 2004/05 bei 3,3 Millionen unselbstständig Erwerbstätigen 0,8 Promille an Interventionen zur "Festsetzung des Entgelts" aus.
Es sind solche Argumente und Ideen, die Geschäftsleitungen, Investoren und Personalvertreter hellhörig werden lassen, wenn sich einige Privilegierte den Zugang zu den obersten Etage erzwingen wollen, während die Positionen darunter nach Fähigkeiten besetzt werden (müssen), um wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben.
Klar ist, warum ÖGB und Parteien den Frauen "unten" nicht sagen, was sie für die von ihnen verordneten Karrieren aufgeben müssten: 1934 Stunden arbeitet der Mann, 1433 Stunden die Frau im Jahresschnitt im Erwerb. Zählt man die 270.000 ausschließlich im Haushalt tätigen hinzu, versucht man Frauen 700 Stunden Erwerbsarbeit pro Jahr mehr unterzuschieben, immer noch geringer entlohnt als jene der Männer.
Als Zeitzeuge habe ich die Frage gestellt, warum die massiven und teuren Maßnahmen der letzten drei Jahrzehnte, die ÖGB und Politik gesetzt haben, um Mädchen in die besser bezahlten Berufe zu bringen, versagt haben und 2008 gerade einmal sieben Prozent Frauen im Hochlohnbereich Metall arbeiten, was von der Frauenministerin fast giftig kommentiert wurde, warum ich als Betriebsrat nicht die Frauenanliegen der (SPÖ-)
Politik unterstütze.
Personalvertreter öffentlich aufzufordern, sich wider besseren Wissens an virtuellen Plünderungen im eigenen Unternehmen zu beteiligen, ist kühn. Wer so mit Prozenten herumwirft, wo eigentlich Promille angebracht wären, hat in den Entscheidungsgremien der Privatwirtschaft ohnehin nichts verloren, werden so nachhaltig jene Frauen desavouiert, die man zu vertreten vorgibt. Es finden sich aber sicher Staatsbetriebe, die man mit Quotenfrauen versorgen könnte. Vielleicht in Norwegen.
Robert Boder ist Angestelltenbetriebsrat beim Handelskonzern Rewe.