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Den Rauchern geht es an den Kragen. Nicht nur weil Rauchen erwiesenermaßen gesundheitsschädlich ist und zunehmend teurer wird. Immer mehr Länder und auch die EU beschließen Verbote, öffentlich zu qualmen.
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"Warnung an die Verbraucher - Ein Produkt ist auf dem Markt, das Spuren von Quecksilber, Blausäure und Aceton enthält." Dieser TV-Spot zur Prime Time löste in Frankreich vor gut einem Jahr Panik aus und legte die Telefonleitungen lahm. Bis die aufgebrachten Fernsehzuseher erfuhren, dass es sich bei dem giftigen Produkt um Zigaretten handelte.
Weniger drastisch nehmen sich die jüngst in Paris beschlossenen Anti-Tabak-Maßnahmen aus: Die Zigaretten-Preise werden bis 2006 verdoppelt und der Tabak-Verkauf an unter 16-Jährige untersagt. Die kräftige Preisanhebung durch Erhöhung der Tabak-Steuern soll, so Gesundheitsminister Jean-François Mattei, eine abschreckende Wirkung erzielen. Sie soll nicht in erster Linie mehr Staatseinnahmen wie die in Deutschland geplante Anhebung um einen Euro pro Schachtel bringen. Vorbild ist für Frankreich in diesem Fall Großbritannien. Dort seien die Zigaretten doppelt so teuer, und es würde deutlich weniger geraucht, argumentiert Mattei. Tatsächlich kostet im Vereinigten Königreich eine 20er-Schachtel Zigaretten umgerechnet 6,40 Euro, in Frankreich 3,40 bis vier Euro. Der Steuer-Anteil liegt zwischen 76 und 79 Prozent. Am billigsten sind in der EU Zigaretten in Spanien (1,40 bis drei Euro) und Griechenland (1,50 bis 2,70 Euro), wobei letzteres Spitzenreiter beim Glimmstängel-Verbrauch ist (Raucheranteil der Bevölkerung: 45 Prozent, EU-Schnitt: 34 Prozent). Am billigsten sind Zigaretten in Europa in Polen (81 Cent bis 1,73 Euro) und in Tschechien (1,50 Euro pro Packung).
Ohne den Osteuropäern zu unterstellen, besonders starke Raucher zu sein, hat die EU-Kommission in den rund 40 Gebäuden in Brüssel ein Rauchverbot verhängt. Bis zum Erweiterungsdatum im Mai 2004 gibt es eine "Schonfrist". Bis dahin will die Kommission bei ihren 20.000 Beamten Überzeugungsarbeit leisten und - nach dem Vorbild der USA - Entwöhnungskurse sowie medizinische Unterstützung anbieten. "Kollegialer Druck" statt "spanischer Inquisitionsmethoden" soll die Beamten vom schädlichen Rauchen abbringen, meinte Kommissions-Sprecher Reyo Kempinnen.
In den EU-Staaten haben sich bisher nur teilweise Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden und Nichtraucher-Zonen in Restaurants oder Betrieben durchgesetzt. Empfindlich treffen dürfte die Iren ab Jänner das Rauchverbot in den Pubs. Gesundheitsminister Michael Martin sprach von einer "kulturellen Veränderung" und legte zugleich eine Untersuchung über die Gefahren des Passivrauchens vor.
In Österreich gibt es etwa 2,3 Millionen Raucher, 14.000 sterben pro Jahr an den Folgen des Tabakkonsums. Die betriebs- und volkswirtschaftlichen Kosten durch die Krankheitsbelastung und vorzeitige Sterblichkeit beträgt ca. zwei Mrd. Euro.