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Rauchverbot geht in der US-Navy auf Tauchstation

Von Ronald Schönhuber

Politik

Rauchverbot in 57 U-Booten lässt Crews Spannungen befürchten. | Tauchfahrten dauern zwei Monate. | Washington/Wien. Sie gehören zu den lange strapazierten Klischee-Bildern der US-Streitkräfte: Der GI, der seine ramponierten Lucky Strikes am Helm befestigt hat, und der wettergegerbte und stets leicht verschwitzte Seemann, der sich nach einem harten Tag an Bord in der Abendbrise eine Zigarette anzündet. Doch zumindest das letzte Bild, das vor allem durch die Kriegsfilme der 40er und 50er Jahre populär gemacht wurde, dürfte in einem wesentlichen Bereich bald der Vergangenheit angehören.


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Mit 31. Dezember 2010 tritt nämlich auf den 57 U-Booten der US-Marine ein umfassendes Rauchverbot in Kraft. Tests in neun U-Booten hätten ergeben, dass die Rückstände des Tabakkonsums trotz der eingesetzten Luftreinigungssysteme "unerträglich" hoch seien, erklärte Vize-Admiral John Donnelly.

Damit bricht die Navy mit einer langen Tradition. Über fast schon Jahrhunderte hinweg zählte das Rauchen zu einem integralen Bestandteil des Korpsgeistes auf See. Jahrzehntelang gehörten Zigaretten neben Nahrung und Trinkwasser zu den fixen Bestandteilen der Notrationen auf den Rettungsbooten. Zusätzlich dazu ist der Anteil der Raucher unter den U-Boot-Fahrern laut Navy überproportional hoch. In der US-Gesamtbevölkerung rauchen 20 Prozent, bei den Armeeangehörigen sind es 32 Prozent und bei den U-Boot-Crews 40 Prozent.

"Ein gereiztes U-Boot"

"In der stressbeladenen Umgebung eines U-Boots wird das Verbot für die Matrosen eine große Veränderung darstellen", sagt Master Chief John Carcioppolo, der seit seiner Pensionierung Vorsitzender der U-Boot-Veteranen auf der Groton-Basis in Connecticut ist. Mit dem neuen Gesetz darf nur noch auf dem im Freien liegenden Beobachtungsstand geraucht werden, wenn das Boot aufgetaucht ist. Doch das kommt so gut wie nie vor. Bei ihren Patrouillenfahrten bleiben die U-Boote oft mehr als zwei Monate durchgehend unter Wasser. Und im Gegensatz zu heute, wo es noch in der Hand des Kommandanten liegt, einen Platz an Bord zu bestimmen, an dem geraucht werden darf, hat die Mannschaft in diesem Zeitraum dann keinerlei Chance auf eine Rauchpause.

Dass in dieser über Wochen hermetisch abgeriegelten Atmosphäre die von der Navy vorgesehenen Nikotin-Kaugummis einen tauglichen Ersatz darstellen können, wird allerdings bezweifelt. "Das wird auf Tauchfahrt ein wirklich gereiztes U-Boot werden", sagt Maat Joshua Auel gegenüber dem US-Fernsehsender ABC. Schon jetzt gilt der U-Boot-Dienst auf Grund der räumlichen Enge und der monatelangen Isolation als einer der herausforderndsten und psychisch belastendsten Tätigkeitsbereiche bei den US-Streitkräften. Bevor sie überhaupt auf einem Boot dienen durften, mussten die 13.000 derzeit aktiven U-Boot-Fahrer daher langwierige und überaus strenge Test durchlaufen.