Zum Hauptinhalt springen

Raue Töne vom Küniglberg

Von Bernhard Baumgartner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Bergluft soll ja gemeinhin den Geist befreien und den Alltagsstress vergessen lassen. Die Suada, die ORF-Chef Alexander Wrabetz jüngst öffentlich in Richtung Denkmalamt abließ, lassen jedoch eher auf verbale Stresspustel schließen denn auf feriale Ausgeglichenheit. Wrabetz meinte, der Denkmalschutz für den ORF sei "idiotisch", er sehe nicht ein, wieso man "das erhalten soll", bloß weil ein paar Architekturhistoriker sich das einbilden. Ohne Denkmalschutz, so Wrabetz, wäre man längst nach St. Marx gezogen.

Beim Bundesdenkmalamt reagierte man angesichts dieser Anwürfe baff und sieht sich nach jahrelangen Verhandlungen brüskiert. Doch möglicherweise waren die Injurien gar nicht in Richtung des Denkmalamtes gemeint, denn es liegt der Verdacht nahe, dass der gedachte Rezipient eher im Wiener Rathaus sitzt. Sprich: Der Grund dafür, dass der ORF nicht wie von der Stadt Wien heftig gewünscht nach St. Marx zieht, läge also - nach Wrabetz - nicht in einer eher halbherzig wirkenden Abwicklung des Projekts durch die ORF-Führung, sondern beim Denkmalamt, das so stur ist und nicht die Bagger eines eventuellen Käufers der Liegenschaft anrollen lässt.

Dieses Manöver ist jedoch derart durchschaubar, dass es - im Fußball-Jargon gesprochen - eher an Verhöhnung des Gegners erinnert. Denn ein zielgerichteter, stringenter Standortprozess sieht - zumindest aus Außensicht -wohl anders aus als das, was sich der ORF in den vergangenen Monaten geleistet hat. Da sollte man lieber ehrlich sein und nicht die Sündenböcke auf die Almen des Küniglbergs treiben.