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Dass das Innviertel nicht nur fußballerisch zu den raueren Regionen Österreichs zählt, ist zumindest im Land ob der Enns wohlbekannt. Der echte Innviertler gilt als unbeugsam und stur, grundsätzlich aber auch als liebenswert. Die beiden ersteren Eigenschaften haben Ried bei den Auswärtsteams zu einem gefürchteten Terrain nach dem Bundesligaaufstieg der SV Ried anno 1995 werden lassen; zugleich gab es (abgesehen von Linz) österreichweit Sympathiepunkte für den irgendwie liebenswürdigen Dorfklub, der den Großen das Fürchten lehrte. Mit all dem ist es längst vorbei: In der obersten Spielklasse gibt es mittlerweile mehr Dorf- als Hauptstadtklubs, und in der heimischen Keine-Sorgen-Arena lieferte die Abwehr des als "Stolz des Innviertels" titulierten Klubs zu oft eine sorglose Vorstellung ab. Das Ergebnis nach fünf Runden ist bekannt: rote Laterne, ein Punkt, Torverhältnis 3:14. In solchen Situationen sind Vereine meist gezwungen, den Trainer zu tauschen - das ist am Sonntag auch passiert. Helgi Kolvidsson, eben erst mit Wr. Neustadt abgestiegen, muss für das Duo Paul Gludovatz/Gerhard Schweitzer Platz machen. Dem vorangegangen war ein Mini-Platzsturm empörter Fans bei der 1:3-Pleite in der Südstadt sowie einige verbale Erregungen im Internet. Dass sich Kolvidssons minderjährige Tochter Anna in die Diskussion einschaltete und mehr Respekt für ihren Vater forderte ("Er ist auch nur ein Mensch"), war zwar ein selten rühriger Versuch für mehr Herzlichkeit in der rauen Fußballwelt, geholfen hat es freilich nichts. Hier zählt der Erfolg - und sonst wenig. Frag nach bei Zoran Barisic: Der hat es binnen 2,5 Jahren vom angefeindeten Rapid-Trainer zum grün-weißen Kult-Coach in spe geschafft.