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Rauer Wind am Büromarkt

Von Claudia Peintner

Wirtschaft

Starker Rückgang bei Investitionen in neue Büroflächen. | Osteuropa: Wegen Währungsverfall werden Mieten teurer. | Wien. Noch im November wollten viele Immobilienexperten eine Krise am heimischen Büromarkt nicht wahrhaben. Die Nachfrage und die Immobilienpreise 2009 blieben weiterhin stabil, die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Branche seien "minimal", hatten etwa die Immobilientreuhänder betont.


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Aktuelle Zahlen zeichnen nun ein konträres Bild: Das Investitionsvolumen in Österreich ist im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent auf rund zwei Milliarden Euro eingebrochen, verlautbart jetzt der Immo-Berater CB Richard Ellis (CBRE). Wäre 2008 nicht der Verkauf der Shopping City Süd (SCS) an den französisch-niederländischen Immobilienmulti Unibail-Rodamco erfolgt, fiele der Rückgang noch deutlicher aus.

"Die Investoren - 45 Prozent kamen aus Österreich, 20 Prozent aus Deutschland - hielten sich vor allem wegen der Kreditklemme der Banken zurück", analysiert CBRE-Chef Andreas Ridder.

Gleichzeitig sei mit dem Konjunkturabschwung auch die Nachfrage nach Büroimmobilien gefallen. Die Verkäufer konnten - speziell in Randlagen ohne U-Bahnanschluss - nicht mehr die hohen Preise der vergangenen Jahre erzielen. Und erstmals seit 2002 ging auch die Anzahl der neu vermieteten Büroflächen um 15 Prozent zurück.

Kaum neue Büro- Projekte in der Pipeline

Ridder geht davon aus, dass sich diese Negativ-Entwicklung 2009 fortsetzen wird. Selbst die teuren Innenstadt-Projekte, die bisher von Immobilienexperten stets als krisensicher eingestuft wurden, müssten mit einem Nachfrage- und Mietpreisrückgang rechnen.

Dass 2009 auch die Leerstandsrate in die Höhe schnellen wird, glaubt Ridder allerdings nicht. Die Bauträger hätten bereits im Vorjahr weniger Projekte fertig gestellt - alleine in Wien waren es um 50.000 Quadratmeter Bürofläche weniger als 2007. Auch in Hinblick auf 2009 stellt Ridder fest: "Viele geplante Bauprojekte hat man vorerst wieder in die Schublade zurück gelegt."

Im Europavergleich machen die österreichischen Immobilientransaktionen lediglich 1,7 Prozent des Gesamtvolumens aus. "Gemessen an den massiven Einbrüchen etwa in Großbritannien oder Deutschland ist Österreich weiterhin einer der attraktivsten und stabilsten Standorte", betont der Immobilienberater.

Besonders hart getroffen hat die Immobilienkrise auch einige zentral- und osteuropäische Staaten wie Russland, die Ukraine oder Ungarn. "Viele Mieter zahlen ihre Mieten dort in Euro oder US-Dollar", berichtet Ridder. Aufgrund des starken Verfalls der Lokalwährungen ist für sie die Miete um bis zu 30 Prozent teurer.

Damit das Dach den heimischen Immobilieninvestoren 2009 nicht auf den Kopf fällt, rät der Immobilienberater: "Neue Bauvorhaben sofort stoppen; fertige Projekte so schnell wie möglich verkaufen und notfalls die Mieten senken, um die Mieter zu halten."