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Die arme Frau hat‘s wirklich nicht leicht. Verkauft Fantastilliarden Bücher, verdient noch mehr Fantastilliarden Pfund, aber so richtig zufrieden ist Joanne K. Rowling nicht. Weil die Harry-Potter-Erfinderin nämlich kein Buch mehr schreiben kann, ohne gleich von Kritikern und eigentlich eh allen anderen mit allerhöchster Aufmerksamkeit bis Skepsis beobachtet zu werden. In einem Interview hat sie einmal gesagt, dass sie sich schon überlegt hat, unter einem Pseudonym zu veröffentlichen: "Aber die Journalisten würden innerhalb von Sekunden draufkommen", so ihre Befürchtung.
Nun ja, drei Monate hat es dann doch gedauert. Denn Rowling hat eine Detektivgeschichte unter dem Namen Robert Galbraith geschrieben. Erst an diesem Wochenende flog die Camouflage auf. Und plötzlich war der Roman, der bis auf wackeren Geheimtipp-Lesern den meisten trefflich wurscht war, eine Sensation. Und es haben sich schon die ersten Stimmen gemeldet, die "es ja schon längst geahnt hatten". Zum Beispiel verriet ein Hobby-Literaturwissenschaftler, diese klobigen Sätze hätten ihn schon von Anbeginn an Rowling erinnert.
Das ist jetzt alles in mehrfacher Hinsicht schade. Weil Frau Rowling nun wieder ein Pseudonym nicht mehr verwenden kann. Weil hinter jedem etwas überdurchschnittlicherem Debüt nun immer gleich jemand einen viel berühmteren Autor als diesen dahergelaufenen Neuling annehmen wird. Und weil es Literatur nie flächendeckend in die Schlagzeilen schafft, außer zum Beispiel, wenn eine Megabestsellerautorin gar nicht in die Schlagzeilen kommen will.