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Wirtschaftspolizei auch bei Constantia Privatbank im Haus. | Wo ist die halbe Milliarde verblieben? | Wien. Rund um die Immofinanz-Gruppe und die Constantia Privatbank (CPB) ist seit Wochen von umstrittenen Geldflüssen in der Vergangenheit die Rede. Mehr als eine halbe Milliarde Euro gilt als verschollen - ein Betrag, den die Immofinanz-Tochter Immoeast als offene Forderung in ihren Büchern führt. Um Licht ins Dunkel zu bringen, hat der seit Mitte Oktober neu amtierende Chef der Immofinanz, Thomas Kleibl, die Justiz eingeschaltet.
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Gestern, Dienstag, ist die Wirtschaftspolizei aktiv geworden. In einer spektakulären Razzia hat sie die Büros der Immofinanz, der Immoeast und auch der Constantia Privatbank nach Unterlagen durchforstet. Angeordnet wurden die Durchsuchungen von der Staatsanwaltschaft, die wegen Verdachts auf Betrug, Untreue und Bilanzfälschung (bei der CPB) gegen einstige Verantwortliche ermittelt.
Zu diesem Personenkreis zählt vor allem Karl Petrikovics, der jahrelang sowohl bei den beiden börsenotierten Immo-Firmen als auch bei der CPB im Chefsessel saß. Daneben sind auch der erst kürzlich abgelöste Immofinanz-Vorstand Christian Thornton sowie der ehemalige Aufsichtsrat der Immofinanz Beteiligungs AG (Ibag), WU-Professor Christian Nowotny, ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Für alle drei Personen gilt die Unschuldsvermutung.
Volle Zusammenarbeit
Die neuen Chefs der Immofinanz und der CPB betonten, mit den Behörden voll zu kooperieren, zumal man selbst an einer raschen Klärung des Falls interessiert sei. Kleibl spricht in diesem Zusammenhang von "wichtiger Vergangenheitsbewältigung", ebenso wie Andreas Grünbichler, der das Amt des CPB-Chefs Anfang November angetreten hat. Wie berichtet musste die notleidende Constantia-Bank vor kurzem von fünf Großbanken und der Nationalbank aufgefangen werden, wobei der Staat Garantien für eine Kreditlinie übernahm.
Das heutige Management der Immofinanz-Gruppe und der CPB vermutet, dass Petrikovics hinter den höchst dubiosen Finanztransaktionen steht. Petrikovics selbst weist das zurück, sagt aber nicht, wo das Geld tatsächlich gelandet ist. Thornton wiederum soll für die Konten der Ibag zeichnungsberechtigt gewesen sein.
Faktum ist: 520 Mio. Euro sind verschwunden. Diese Summe ist der noch aushaftende Betrag eines ursprünglich insgesamt 900 Millionen schweren Transfers, in dessen Rahmen die Immoeast eine Firmenanleihe der Ibag gezeichnet hat. Die Ibag gehört rein formell nicht zur Immofinanz-Gruppe, hinter ihr steht jedoch die Turnauer-Erbin Christine de Castelbajac, die frühere CPB-Eigentümerin.
Von einem noch offenen Betrag wollen die Ibag-Organe freilich nichts wissen. Kleibl ist aber davon überzeugt, dass die Gelder über Ibag-Konten geschleust wurden und in die CPB flossen. Er schließt nicht aus, dass sie für nicht bewilligte Aktienrückkäufe (bei Immofinanz/Immoeast) verwendet wurden. Im Übrigen wären diese Aktien de facto wertlos, weil sie nur noch Penny-Stocks sind.
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