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Reaktionen auf die OECD-Studie

Von WZ Online

Politik

Die Ergebnisse der OECD-Studie Bildung auf einen Blick 2009 haben zahlreiche Stellungnahmen aus Politik, Wirtschaft und den Bildungsbereich hervorgerufen.


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Politik

Eine Herausforderung, die es anzupacken gelte, bezeichnet Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) die traditionell niedrige Akademiker- und Hochschulzugangsquote Österreichs, die sich nach wie vor aus dem starken berufsbildenden Angebot des heimischen Sekundarbereichs erkläre. "Wir müssen sicherstellen, dass mehr junge Menschen in kürzerer Zeit einen positiven Studienabschluss erreichen können. Daher richtet sich unser Blick nicht nur auf die Zahl der Studierenden sondern vor allem auf die Zahl der Absolventinnen und Absolventen", so Hahn. Dass die öffentliche Hand in Österreich mit 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP) mehr in den tertiären Bildungsbereich investiert als der Durchschnitt der EU- bzw. OECD-Staaten, sieht Hahn als Beweis für die Bedeutung, die die Bundesregierung diesem Bildungsbereich beimesse und als Auftrag, die Anstrengungen fortzusetzen.

Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) sagte, sie werde "volle Kraft an den Reformen weiterarbeiten". Gleichzeitig betonte die Ministerin, sie würde sich "von anderen wünschen, dass auch diese - statt sich mit haltlosen Kampagnen zu beschäftigen - an der Entwicklung einer neuen, zeitgemäßen Schule arbeiten".

Keine Neuigkeiten beinhaltet der OECD-Bericht für Harald Walser, den Bildungssprecher der Grünen: "Dies war in Anbetracht der rückwärts gewandten Bildungspolitik der Ära Elisabeth Gehrer (ehemalige Unterrichtsministerin (ÖVP), Anm.) auch nicht anders zu erwarten". Während es anderen OECD-Staaten in den vergangenen Jahren durchaus gelungen sei, die Qualität ihrer Schulsysteme und die Leistung ihrer Schüler zu steigern, habe sich das österreichische Schulsystem durch Stagnation und Einsparungen ausgezeichnet. Vor allem die niedrige Bildungsbeteiligung bei den Jugendlichen stelle einen dringenden Handlungsbedarf für Schmied dar.

Wirtschaft

Auch für die Industrie bestätigt der OECD-Bericht Handlungsbedarf an Schulen. "Wir haben zu hohe Ausgaben pro Schüler bzw. Student, und gleichzeitig viel zu geringe Investitionen in Bildung. Wenn die notwendigen Reformen nicht schnell angegangen werden, verschlechtern wir weiterhin Jahr für Jahr unsere Wettbewerbsfähigkeit", sagte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Markus Beyrer. Trotz der von der Industrie sehr geschätzten Absolventen Berufsbildender Höherer Schulen (BHS), werde die Nachfrage der Wirtschaft an Hochqualifizierten durch das österreichische Bildungssystem nach wie vor nicht gedeckt. "Für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes sind Investitionen in Bildung und Innovation entscheidend."

Handlungsbedarf ortet der Präsident der Arbeiterkammer (AK), Präsident Herbert Tumpel, etwa bei der Chancengleichheit und bei der Zahl der Studienanfänger und Hochschulabschlüsse. Besorgniserregend sei vor allem, dass in Österreich laut OECD die Ausbildung der Kinder noch immer stark von jener der Eltern abhängt. "Wenn wir hier nichts ändern, verlieren wir den Anschluss an unsere Nachbarn", so Tumpel. Er fordert die rasche Umsetzung der begonnenen Reformen im Bildungsbereich. Wichtig sei schließlich auch freier Hochschulzugang, der von sozialen Maßnahmen flankiert sein muss.

Studenten

Auch die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) sieht sich in ihren Forderungen bestätigt: "Wieder einmal wird bewiesen, dass unser Bildungssystem Menschen aus unteren sozialen Schichten kaum Chancen einräumt", so Thomas Wallerberger vom ÖH-Vorsitzteam. Die notwendige Konsequenz müssten "mutige Bildungsreformen sein - an einer gemeinsamen Mittelschule führt kein Weg mehr vorbei". Zudem habe Österreich nach wie vor zu wenig Studierende.

Die ÖH Wien, verweist darauf, dass höhere Bildung ist in Österreich immer noch Sache einer kleinen Elite ist. Die Bildungsbeteiligung der 20- bis 29-jährigen liegt in Österreich mit 21,6 % unter dem OECD-Durchschnitt (24,9%). "Die starke soziale Selektivität an den Universitäten trägt zu dieser geringen Bildungsbeteiligung ebenso bei, wie zur Reproduktion gesellschaftlicher Schichten. Zugangsbeschränkungen, wie sie im Zuge der UG-Novelle eingeführt wurden, verstärken dieses Problem nur weiter", sagte Oona Kroisleitner vom Vorsitzteam der ÖH Uni Wien.

"Wieder einmal zeigt sich die vollkommene Fehlorientierung von Minister Hahns Universitätspolitik", stellt Andreas Kainer, Vorsitzender der HochschülerInnenschaft an der TU Graz, fest. "Die Studiengebühren erweisen sich erneut als Bremsklotz am Bildungszug Österreich, wie eindeutig aus der Studie hervorgeht."

(APA)