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Es ist nur ein paar Wochen her, da schwor Andrä Rupprechter bei seiner Angelobung als Landwirtschaftsminister vor dem "heiligen Herzen Jesu Christi". Bei einigen sprang sofort die Gedanken-Schublade zum Fundamentalkatholizismus auf, doch Rupprechter sollte seiner ersten Überraschung weitere folgen lassen. In der "Kleinen Zeitung" bekannte er: "Im Ernstfall bin ich ein Grüner", am Samstag öffnete er nun im "Standard" die Debatte über ein Adoptionsrecht für Homosexuelle. Gernot Blümel, Generalsekretär der ÖVP, reagierte prompt: "Ein allgemeines Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Partnerschaften ist kein Thema." Er hat damit allerdings in zweierlei Hinsicht unrecht. Erstens ist es nun ein Thema, zumal Rupprechter seinen Standpunkt am Montag verteidigte. Und zweitens muss es auch ein Thema sein.
Homosexuelle Paare haben manchmal Kinder, und Kinder haben manchmal Eltern, die eine homosexuelle Partnerschaft eingehen. Das ist so. Dass der Staat in solchen Fällen das Sorgerecht entzieht, wird nur in Russland diskutiert, in Österreich ist es undenkbar. Und nach einem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshof dürfen lesbische Paare jetzt auch durch künstliche Befruchtung Mütter werden. Das ist nun eben auch eine Realität, ob die ÖVP will oder nicht.
Allein durch den VfGH-Entscheid ist die von Rupprechter angestoßene Debatte nur folgerichtig. Denn lesbische Frauen dürfen dank Samenspende Eltern werden, aber sie dürfen keine Kinder adoptieren. Warum nicht? Wirklich logisch ist die Gesetzgebung hier nicht. Die ÖVP wird sich der Diskussion wohl stellen müssen.