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Zum Tod des leidenschaftlichen Linken Peter Kreisky, der am Montag auf der spanischen Insel Mallorca tot aufgefunden wurde.
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Gut möglich, dass der schärfste Kritiker des republikanischen Sonnenkönigs ausgerechnet zu Hause auf ihn wartete. Für die notwendigen Kompromissformeln politischer Macht, wie sie sein längst zur Ikone erhobener Vater zeit seiner Karriere brillant beherrschte, hatte der Sohn nicht das geringste Verständnis.
Tatsächlich standen einander Bruno und Peter Kreisky, der legendäre Bundeskanzler und sein Sohn, mehr als einmal auf verschiedenen Seiten der politischen Frontlinien gegenüber. Vor allem das Engagement des Jungen gegen den Bau des Kernkraftwerks Zwentendorf war dem Alten ein Dorn im Auge. Immerhin versuchte damit damals, Ende der Siebzigerjahre, die ÖVP den Kanzler zu stürzen.
Wegen seiner Kritik am Filz in und rund um die Wiener SPÖ sollte der Junge sogar aus der Partei ausgeschlossen werden. Angeblich soll sogar der Vater mit diesem radikalen Schritt einverstanden gewesen sein. Es sollte dann aber doch nicht dazu kommen.
Zeit seines Lebens stand Peter Kreisky im Schatten seines Vaters. Kein Wunder, dass er sich an diesem und der von ihm dominierten Partei rieb, so viel er nur konnte. Geboren 1944 in Stockholm, war er ein Kind der linken 68er-Bewegung in Österreich - und prononciert links war auch der Standpunkt, von dem aus er Politik und Gesellschaft kritisierte - egal, ob es um den Vietnam-Krieg, Atompolitik, die Waldheim-Affäre oder Schwarz-Blau ging. Und er tat es mit jener Leidenschaft, die Menschen zu eigen ist, die von der Richtigkeit ihrer Standpunkte überzeugt sind.
Typisch für das Schicksal der 68er in Österreich war wohl auch der berufliche Werdegang Peter Kreiskys: Der Jurist arbeitete seit 1973 in der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der Arbeiterkammer Wien. Der Kammernstaat bot eben auch seinen Kritikern ein Auskommen.
Peter Kreisky wurde am Montagnachmittag tot aufgefunden. Er war von einer Wanderung, zu der er am Stephanitag im Sierra de Na Burguesa-Gebirge auf Mallorca aufgebrochen war, nicht mehr zurückgekehrt. Die Polizei vermutet einen Unfall oder einen Schwächeanfall als Todesursache. Er und seine Frau, die Politologin Eva Kreisky, waren im Weihnachtsurlaub auf Mallorca in genau jenem Haus, in dem auch der 1990 verstorbene Alt-Kanzler seine Urlaube verbrachte.
Die SPÖ reagierte mit Trauer auf die Nachricht: Man verliere einen "großen und faszinierenden Menschen", der von seiner Umgebung größte Wertschätzung und Beliebtheit erfahren habe. "Kreisky war zeit seines Lebens ein Aktivist für eine bessere und gerechtere Welt", so Kanzler Werner Faymann.