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Eine vom Österreichischen Wirtschaftsbund (WB) in Auftrag gegebene Fessel-GfK-Studie gießt Öl ins Feuer der lodernden Diskussion um zu wenig Lehrstellen und den Qualitätsverlust im österreichischen Bildungssystem.
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"Der Vorwurf, dass die Wirtschaft ihrer Verantwortung (zur Ausbildung von Lehrlingen) nicht nachkommt, stimmt nicht", wies WB-Generalsekretär Karlheinz Kopf entsprechende Anschuldigungen von Arbeiterkammer( AK) und Gewerkschaftsbund (ÖGB) zurück. Es müsse auch berücksichtigt werden, dass das Potenzial derer, die für die Lehre geeignet sind, geringer werde. Laut der im Jänner unter 500 ausbildenden Betrieben durchgeführten Umfrage meinen drei Viertel der Befragten, es sei schwierig, geeignete Lehrlinge zu finden. Als Gründe werden vor allem mangelnde Qualifikation (55%) sowie Probleme mit der Arbeitsmoral (19%) angeführt. Die "grundlegenden Fähigkeiten" der Bewerber sind in den vergangenen Jahren gesunken, meinten 57% der Befragten, so Studienautor Peter Ulram gestern vor Journalisten.
"Rechnen, schreiben, lesen sollten sie schon einigermaßen können", beschreibt Wirtschaftsbund-Präsident Christoph Leitl die Problematik. Schließlich könne es nicht Aufgabe der Lehrausbildung sein, die Kulturtechniken zu erlernen. Dennoch soll "niemand übrig bleiben", jeder Jugendliche solle eine seiner Eignung und Neigung entsprechende Ausbildung erhalten. Der Wirtschaftsbund trete daher auch für die vom Lehrlingsbeauftragten Egon Blum forcierte Variante der Praktikerlehre (Ausbildung zu "qualifizierten Hilfskräften") ein. 28% der Betriebe sagen, dass sie damit mehr Jugendliche ausbilden würden. Zudem sollte das Auffangnetz für jene, die keinen Lehrplatz finden oder ihn wieder verlieren, ausgebaut werden, so Leitl.
ÖVP-Wirtschaftssprecher Reinhold Mitterlehner hatte am Montag erklärt, er sehe keinen Grund zur "Panikmache". Dass bei der Betrachtung der Zahlen Teilnehmer, die sich in Schulungsmaßnahmen befinden, zu den Lehrstellensuchenden gerechnet werden (siehe Grafik), halte er für nicht sinnvoll, denn schließlich würden diese Jugendlichen ja qualifiziert.