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Rechnungshof: Kritik an Fernwärme

Von Christian Mayr

Wirtschaft

Hoher Grundpreis kein Spar-Anreiz. | Neues Modell für Passivhäuser wird in Aussicht gestellt. | Wien. Was den meisten Wienern mit Fernwärmeanschluss beim Studium der Jahresabrechnung schon aufgefallen sein dürfte, hat nun auch der Rechnungshof (RH) festgestellt: Aufgrund des hohen Grundpreises und des oft geringeren Verbrauchspreises ist "der Anreiz für eine energiesparende Beheizung der Wohnung kaum gegeben", heißt es in einem Rohbericht.


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Besonders bitter ist diese Kostenstruktur für Bewohner von Passiv- und Niedrigenergiehäuser, die verbrauchsunabhängig einen hohen Grundpreis zu zahlen haben. Der RH anerkennt zwar, dass bei einem "reinen verbrauchsabhängigen Tarifsystem" die von der Fernwärme geleisteten Investitionen für das Netz "nur sehr schwer" abgedeckt werden könnten; dennoch empfiehlt er eindringlich "Überlegungen hinsichtlich eines energiesparenden Tarifsystems anzustellen".

Weiters bemängeln die RH-Prüfer, dass generell kaum geeichten Wärmezähler pro Wohnung zum Einsatz kommen, sondern mittels Verdunstungsröhrchen der jeweilige Verbrauchsanteil gemessen am gesamten Haus ermittelt wird. Da die Verdunstung von der Raumtemperatur abhängt, bedeutet dies in der Praxis, dass Bewohner von sonnigen Wohnungen etwa im Sommer mehr fürs Heizen zahlen müssen. Andererseits schlägt sich für den einzelnen nicht zu Buche, wenn er im Winter bei gekippten Fenstern heizt. Daher regt der RH an, die "Installation von Kleinwärmezähler zu forcieren. (.. .) Dabei wäre aber auch zu berücksichtigen, dass die Kleinwärmezähler für die Mieter derzeit teurer kommen."

Gegenüber der "Wiener Zeitung" stellt Fernwärme-Sprecherin Ruth Strobl nun ein neues Tarifmodell für Passiv- und Niedrigenergiehäuser in Aussicht: "Es laufen derzeit Pilotprojekte, wo eine Verlagerung hin zum Verbrauchspreis geprüft wird." Zur Anwendung komme das Modell vorerst in der Theorie, denn zuvor müsse der Landeshauptmann von Wien eine Änderung des Preisbescheides für die Fernwärme erlassen. Auch betreffend Wärmezähler wolle man die Anregungen des RH aufnehmen, so die Fernwärme.