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Rechter Ort und falsche Zeit

Von Reinhold Aumaier

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Im Bundekanzleramt, Kongress-Saal, vergangenen Donnerstag: Die Leute von Presse und TV treffen ein. Man wird Ohrenzeuge, wie ein Regierungsbeamter den "Seitenblicker" Karl Hohenlohe der "Krone" statt dem "Kurier" zurechnet. Dann, als gälte es einem Raubtier in Menschenform aufzulauern, schließen die Fotografen und Kameraleute ihre Kreise enger. Man beobachtet aus sicherem Abstand ihren Einsatz für den besten Winkel zum optimalen "Schuss".

Der Auszuzeichnende, der berühmte US-Literat Norman Mailer, erscheint und wird "blitzartig" abgelichtet. Man fühlt sich als Adabei quasi "am Schauplatz". Es wird schön musiziert, eine blendende Laudatio gehalten - von Günther Nenning -, und der Gefeierte erzählt jene Anekdote, als er einmal zusammen mit Jacqueline Kennedy ein Blitzlichtgewitter über sich ergehen lassen musste. Dann spricht er u. a. davon, dass die USA jetzt genau den Präsidenten hätten, den sie verdienten.

Donnerstagabend. Um 17 Uhr sieht man in einem Kurzbericht der ORF-"ZiB", was die Television aus der Feierstunde gemacht hat. Und um 19 Uhr genießt man, amerikanisch vorgewärmt, bei arte den schönen Film über Chikago - den wohl rechten Ort für den Freund der Künste, der Erholung, des Handels und der Architektur.

Freitagvormittag. Zuerst meldet Radio Wien, es sei 9 Uhr. Aus Sportgeist dreht man weiter; bei Ö1 wird's erst neun . . . etwa 20 Sekunden später. Noch ein bissi später ist's dann bei Radio NÖ Punkt neun. Das heißt: Mindestens zwei Sender haben falsch informiert und den Hörer gepflanzt. Motto: Erst wenn wir mit dem Werbeblock und der Programmvorschau fertig sind, ist es "jetzt 9 Uhr". Kleinigkeit, Unverschämtheit? Entscheiden (und protestieren) Sie selbst!