Zum Hauptinhalt springen

Rechtsanwälte wollen weniger Bezirksgerichte

Von Matthias G. Bernold

Politik

Zu kurze Gesetzes-Begutachtungsfristen, "die Unart der Sammelgesetze" und unverständliche Rechtsvorschriften. So lauten die Kritikpunkte im 30. Wahrnehmungsbericht des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages (ÖRAK), der der österreichischen Justizpolitik insgesamt aber ein gutes Zeugnis ausstellt. Einsparmöglichkeiten im Justizbereich orten die Anwälte bei der Gerichtsstruktur.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

ÖRAK-Präsident Gerhard Benn-Ibler konzediert dem Gesetzgeber, sehr viel weiter gebracht zu haben, und nennt als positives Beispiel das Außerstreitgesetz, das 2005 in Kraft treten soll. Zugleich bekrittelt er allerdings den Zeitdruck: Die Begutachtungsfristen seien zu kurz, was eine verlässliche Beurteilung vielfach nicht mehr zulasse. Des öfteren würden Gesetze mit Hilfe von Initiativanträgen am Begutachtungsverfahren vorbei geschleust.

Noch dramatischer sei die Situation bei den EU-Rechtsnormen: Stellungnahmen zu Grün-Büchern, Richtlinien- und Verordnungsentwürfen aus Brüssel seien oft innerhalb Tagesfrist abzugeben. Kritik übt Benn-Ibler auch an überlangen Verfahren und an der "Unart der Sammelgesetze", mit denen nicht zusammen gehörige Materien auf einmal geändert werden, "bloß weil es irgendwo einen gemeinsamen Aufhänger gibt."

Weiters fordern die Anwälte Verfahrenshilfe für Verbrechensopfer und eine Verankerung des Rechts auf anwaltliche Vertretung in der Verfassung. Für den Justizbereich sieht Benn-Ibler durchaus noch Einsparungspotential: Er könne sich eine weitere Reduktion der derzeit 150 Bezirksgerichte vorstellen, so dass es in letzter Konsequenz pro Bezirkshauptmannschaft nur mehr ein Bezirksgericht gibt.

Ein Vorschlag, mit dem auch die Richter etwas anfangen könnten. Richter-Gewerkschafter Klaus Schröder zur "Wiener Zeitung": "Sicherlich kann man die Gerichtsstruktur noch straffen. Es gibt aber keine Einsparmöglichkeiten mehr beim Personal."