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Reden ist Silber und Schweigen ist Prost

Von Christina Böck

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Weihnachtsfeiern sind bekanntlich ein hochgefährliches Minenfeld. Trinkt man zum Beispiel zu viel, könnte es sein, dass man am nächsten Tag einige Freunde weniger hat - oder einen zu viel. Nicht ohne Grund haben sie derzeit wieder Hochkonjunktur, die Tipps zum gesellschaftsfähigen Verhalten bei der Weihnachtsfeier. Meistens wird da auch empfohlen, keine Rede zu halten, wenn man nicht dazu aufgefordert wird. Das kann sich manchmal als die größte Herausforderung herausstellen. Das Mitteilungsbedürfnis steigt ja mitunter nicht nur direkt proportional zum Alkoholpegel, sondern auch zum Nachvollziehbarkeitsfaktor der Reden, die von dazu befugten Honoratioren gehalten werden.

Damit es gar nicht erst dazu kommt, dass Mitarbeiter einen Rappel bekommen und sich zur "Mooooment!"-Widerrede aufschwingen, hat es sich nun ein Start-up namens "Meine Rede" zur Aufgabe gemacht, Weihnachtsrednern unter die Arme zu greifen. Man füllt einen Fragebogen aus, in dem man die wichtigsten zu erwähnenden Punkte angibt und den Stil (von metaphorischer Harfe bis bildhaftem Trommelwirbel) auswählt, überweist 195 Euro und fertig ist das generische Referat.

Wenn man es ganz konsequent macht, hält man die Rede auch gar nicht selber, sondern mietet ein Model. Das ist gar nicht so weit hergeholt, im Silicon Valley sollen Firmen für Christmas Partys eine Art Animations-Escortservice bestellt haben, das für Stimmung sorgen sollte. Klingt vielversprechend: Je mehr Models, desto mehr bleibt beim Buffet über.