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Das nachpfingstliche "Radiokolleg" erkundet unter Mirjam Jessas Anleitung eine Sonderform der Sprachverwirrung. Wer derzeit nach neun Ö 1 aufdreht, erschrickt vielleicht, weil Männer und Frauen in zwei Sprachen miteinander reden. Was heißt reden, sie schreien und fallen einander ins Wort - und neigen dazu, einander völlig misszuverstehen. Eine private Beobachtung dazu: Im österreichischen Fernsehen fallen Frauen Männern und Frauen mittlerweile so oft und unverschämt ins Wort, wie man das wohl seit der ersten Hälfte der 80er Jahre nicht mehr gesehen hat. Damals waren die Übeltäter fast ausnahmslos Männer.
"Wollten Sie die Welt verändern? Warum wollten Sie die Welt verändern?" Solche Fragen stellte Brigitte Sasshofer in ihrem mit Julia und Katharina Stemberger und Bibiana Zeller hochkarätig besetzten Hörspiel "Ginsberg" am Dienstag um 20.31 Uhr an Allen Ginsberg. Was er darauf antwortete, klang verquast nach den 60er Jahren. Wenn der Zeitgeist verweht, verlieren mitunter die schlagendsten Argumente an Wucht.
Ö 1 bewirbt mittlerweile im Radio seine Internet-Schiene, deswegen folgende Anregung: Es wäre schön, wenn zu einer Autorin wie Frau Sasshofer und zur Regisseuse Katharina Weiß irgendwo ein Satz des Inhalts "geboren in, veröffentlichte x und y in Z" zu lesen wäre. Und wenn dieser Satz schon geschrieben wäre, dann könnte man ihn auch im Vorspann zum Hörspiel verlesen? Der Hörer weiß gern, wen er sich vorstellen darf, wenn er jemandem eine Dreiviertelstunde lang sein Ohr leiht.