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Reden oder Harmonie?

Von Christina Mondolfo

Reflexionen
© Fotolia

In den meisten Beziehungen fällt die Verliebtheit irgendwann dem Alltag zum Opfer. Ist da nun in manchen Streit-Situationen Reden oder Schweigen besser? Zwei Ratgeber wollen die Lösung haben.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

In jeder Beziehung geht nicht immer alles glatt und die Harmonie bleibt oftmals auf der Strecke. Um unangenehme Situationen zu klären oder dem Stillstand zu begegnen, suchen Frauen gerne das Gespräch mit ihrem Partner. Doch während sie die Qualität ihrer Partnerschaft daran messen oder auch den Grad der Zuneigung, hassen Männer den berühmt-berüchtigten Satz "Schatz, wir müssen reden!". Beziehungsprobleme werden durch erzwungene Diskussionen meist verschlimmert als verbessert - dieser Ansicht sind zumindest die beiden amerikanischen Paartherapeuten Patricia Love und Steven Stosny. Liebe ist keine Frage der Kommunikation, sondern der emotionalen Verbundenheit. Diese wird im Lauf der Zeit meist durch eine Wechselwirkung von Angst und Scham gelöst. Was man dagegen tun kann? Verständnis entwickeln und eine Liebe jenseits aller Worte finden. Die "Zweifach-Perspektive" soll es ermöglichen, den Partner zu verstehen, auch ohne viele Worte zu machen. Gefühle werden auf einer non-verbalen Ebene mitgeteilt, kleine Rituale sollen die Beziehung stärken.

Klingt alles sehr nach etwas Oberflächlichkeit, Esoterik und "das habe ich doch schon tausend Mal gehört", ist aber dank der vielen Fallbeispiele, die die beiden Autoren in ihrem Buch "Schatz, wir müssen gar nicht reden!" gesammelt haben, anschaulich und nachvollziehbar. Auch das Thema Sex gehört natürlich dazu, und Love und Stosny reden mit einer erfreulich ungeschönten Offenheit darüber, wie etwa ein ausgesprochen lustbetonter Partner und ein wenig lustbetonter einen gangbaren Weg zur Befriedigung beider finden, ohne ganz auf eigene Bedürfnisse zu verzichten.

Ein durchaus empfehlenswertes Buch für Paare, die in ihrer Beziehung an Grenzen stoßen und nicht wissen, warum. Wunder sollte man sich von der Lektüre allerdings keine erwarten, denn der Erfolg hängt - wie so oft - von der eigenen Bereitschaft, etwas zu tun, ab.

Harmonie gegen Konflikte. Berit Brockhausen arbeitet seit 25 Jahren als Paartherapeutin, was impliziert, dass ihre Strategien zur Rettung einer Partnerschaft sich offensichtlich bewährt haben. Eine davon ist, Paaren zu helfen, Fähigkeiten und Methoden zu entwickeln, mit denen sie Konflikte in der Partnerschaft lösen können. Die wichtigste davon lautet "Harmonie". Brockhausen stellt eine ganze Reihe von Harmoniestrategien vor, von denen sich jeder die für ihn passende aussuchen kann.

Zur besseren Veranschaulichung bietet sie Fallbeispiele, die zwar allgemein gehalten sind, aber doch auf die meisten Partnerschaften bezogen werden können. Aus diesen Beispielen geht auch hervor, dass zu einer Beziehung immer zwei gehören, von denen jeder an sich arbeiten muss, denn Versuche, den anderen zu ändern, sind von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Harmonie bedeutet allerdings nicht, dass Konflikte niemals ausgetragen werden - entscheidend ist dabei die Art und Weise, wie es gemacht wird. Brockhausen zeigt daher auch, wie man ein Konfliktgespräch führen kann, wie man seinen eigenen Unmut und Frust im Zaum hält, seine Interessen vertritt, ohne den Blick auf die Bedürfnisse und Ziele des anderen zu übergehen und wie man eine für beide akzeptable Lösung findet.

Ein Patentrezept bietet die Autorin nicht an, aber unter den 30 Harmoniestrategien findet sich für jeden die eine oder andere, die gut umsetzbar ist und mit der man sich auch wohlfühlt. Das liebevolle, harmonische Miteinander muss aber aktiv von beiden gestaltet werden, daran lässt Brockhausen keinen Zweifel.

Bücher.

"Schatz, wir müssen gar nicht reden!"

von Patricia Love und Steven Stosny,

Campus Verlag,

ISBN 978-3-593-38786-4, 18,40 Euro.

"Du hast Recht und ich meine Ruhe?"

von Berit Brockhausen,

Südwest Verlag,

ISBN 978-3-517-08529-6, 13,40 Euro.